You are currently viewing Die 15-Minuten-Stadt braucht die Mikromobilität
Die Mikromobilität als fester Bestandteil der 15-Minuten-Stadt

Die 15-Minuten-Stadt braucht die Mikromobilität

Die 15-Minuten-Stadt verspricht vielen Menschen einen Ausweg aus einem hektischen Alltag. Weniger Lärm, Stau und Stress, dafür mehr Bewegung, frische Luft und Zeit für die schönen Dinge des Lebens: Wer wünscht sich das nicht? Wie sich das erreichen lässt, was sich hinter dem Ansatz der 15-Minuten-Stadt verbirgt und warum der Mikromobilität eine Schlüsselrolle zukommt, beantwortet euch der Beitrag.

Die Elektromobilität allein reicht nicht dem Verkehrsinfarkt in Städten zu begegnen. Ebenso wenig ist die Elektromobilität per se in der Lage eine Verkehrswende herbeizuführen. Zwar reduziert ein Umstieg vom Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb Emissionen im Verkehrssektor. Doch Allheilmittel ist die E-Mobilität nicht, denn sie reduziert nicht die Anzahl der Pkws auf Straßen. Durch sie wäre weder der Flächenverbrauch gestoppt, noch die Flächenversiegelung durch das Zubetonieren für Straßen und Parkplätze. Die „15-Minuten-Stadt“ verspricht hier einen Ausweg. Nur was ist unter einer 15-Minuten-Stadt zu verstehen?

Stadt der kurzen Wege: Die 15-Minuten-Stadt kurz erklärt

Die 15-Minuten-Stadt beschreibt einen stadtplanerischen Ansatz. Dieser zielt darauf ab, dass alle täglich anfallenden Wege in einer Stadt sich innerhalb von 15 Minuten bewältigen lassen. Alle Dinge des täglichen Bedarfs sowie Dienstleistungen, Schulen, Kitas, Geschäfte sollen sich ihrem Leitbild nach in der Nähe vom Wohnort befinden. Damit ist eine strikte Trennung zwischen Wohnort und Arbeitsstätte nicht länger nötig. Das Pendeln zur Arbeit wäre damit ein Relikt der Vergangenheit. Zugleich brächte eine 15-Minuten-Stadt für alle erhebliche Zeitersparnisse mit sich.

Städte wären so umzugestalten, dass diese Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad machbar sind. Der Ansatz der 15-Minuten-Stadt verspricht gleichzeitig weniger Lärm, Verkehr, Unfälle und Staus. Städte würden Raum zum Gestalten von Flächen gewinnen, denn weniger Straßen und Parkplätze wären nötig. Diese könnten wieder als Grünflächen angelegt und bepflanzt werden. Straßen und Parkplätze ließen sich zu breiteren Radwegen und Fußgängerwegen umgestalten.

Die 15-Minuten-Stadt verändert das Stadtbild

Ursprünglich stammt die Idee zur 15-Minuten-Stadt von Professor Carlos Moreno. Er lehrt an der Universität Sorbonne in Paris. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie erhielt sein Konzept weltweit viel Aufmerksamkeit. So machte beispielsweise die Pariser Bürgermeisterkandidatin Anne Hidalgo das Konzept zu einem ihrer zentralen Wahlkampfthemen. Im März 2020 gewann sie die Bürgermeister-Wahl. Paris befindet sich nun auf dem Weg zu einer grünen, verkehrsberuhigten Stadt.

Dem Leitbild der 15-Minuten-Stadt folgen inzwischen zahlreiche Städte und Metropolen auf der ganzen Welt. Zugleich verändert sich mit dem Ansatz der Mobilitätsbedarf in Städten. Bewohner:innen von Städten verlagern nicht nur den Arbeitsort in die Nähe ihres Wohnortes, sondern im selben Atemzug andere Tätigkeiten, wie z.B. Einkaufen, Frisörbesuche und Freizeitaktivitäten.

Städte werden sich daher in Zukunft weniger in Zentrum und Peripherie unterteilen. Randbereiche verschwinden. Vielmehr werden sich in Städten Segmente in Form kleinerer Stadtviertel herausbilden. Innerhalb dieses Umkreises sollen die Bedürfnisse des täglichen Bedarfs bedient werden.   

Mikromobilität ist zentraler Bestandteil einer 15-Minuten-Stadt

Für die Einwohner:innen bedeutet das einen weniger stressigen, anstrengenden und von Hektik geprägten Alltag. Denn sie müssen nicht länger in überfüllten Bussen oder Bahnen lange Strecken zurücklegen oder sich durch endlose Staus quälen. Durch mehr Ruhe und Entspannung sowie Zeit für wichtige Dinge wird ein gesünderes Leben möglich. In einer 15-Minuten-Stadt steigt die Lebensqualität.

Ein Umstieg vom privaten Pkw ist hier jedoch elementar. Ihre Vorzüge entfaltet die 15-Minuten-Stadt vor allem dann, wenn die kurzen Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden. Denn nur dann reduziert sich auch der Verkehr auf Straßen und können mehr Grünflächen angelegt werden. Demzufolge ist die Mikromobilität ein zentraler Baustein der 15-Minuten-Stadt. Ohne einen entsprechenden Ausbau von Rad- und Fußwegen lässt sich die 15-Minuten-Stadt nicht umsetzen.

Daher sind stadtplanerische Konzepte gefragt, bei denen nicht mehr der Pkw Individualverkehr im Zentrum steh. Eine 15-Minuten-Stadt schafft Raum für Mikromobilitätslösungen – ob mit oder ohne Elektroantrieb. Zu diesen zählen Lastenräder, Cargo-Bikes, Pedelecs, Roller, Skate- und Longboards. Sie bilden einen guten Ersatz für den Pkw auf den kurzen Strecken innerhalb von Städten. Doch auch außerhalb von Ortschaften könnte die Mikromobilität an Bedeutung gewinnen, beispielsweise durch nahtloses Anschließen an Nah- und Fernreisenetze. Solche inter- und multimodalen Mobilitätsansätze zielen auf schnellstes Erreichen von Zielen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln ab.

Wie lässt sich eine 15-Minuten-Stadt realisieren?

Die Vorzüge und Effekte einer 15-Minuten-Stadt hat der Beitrag gezeigt. Ebenso hat er gezeigt, dass sich eine 15-Minuten-Stadt nicht ohne Einbeziehen der Mikromobilität realisieren lässt. Was es braucht, um Städte in 15-Minuten-Städte zu wandeln, welche Städte das Konzept bereits umsetzen und welche Erfahrungen sie machen, möchten wir diskutieren. Dazu sind wir an einem Austausch interessiert und möchten Lösungsansätze, Best-Practice aber auch kritische Fragen diskutieren. Hierzu folgen ein paar Beitragsideen und Themenvorschläge.

Themenideen für weitere Beiträge:

  • Rolle der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur
  • Rolle von Akteuren und Beteiligungsprozessen
  • Rolle von Investitionen und Förderungen
  • Rolle von Vorbildern und Pionieren
  • Rolle von rechtlichen Bedingungen und politischen Entscheidungen

Ihre Fragen und Anmerkungen

Sie haben weitere Fragen oder Anmerkungen zur 15-Minuten-Stadt oder einem angrenzenden Thema? Diese können Sie gern in einem Kommentar hinterlassen. Ebenso freuen wir uns auf Reaktionen zum Beitrag auf unseren Social-Media Kanälen Twitter und Linkedin.


Ihre Themenvorschläge

Nicht das Passende dabei? Wir sind für Ihre Ideen und Themenvorschläge offen. Nehmen Sie gern Kontakt über das Kontaktformular (Stichwort: 15-Minuten-Stadt) zu uns auf, hinterlassen uns Ihre Kontaktdaten oder vereinbaren einen Termin für ein erstes Kennlernen. Alles weitere besprechen wir gern mit Ihnen persönlich.

Sie kennen weitere spannende Artikel zu dem Thema? Wir freuen uns über Ihre Lesetipps und nehmen sie bei Gefallen gern in unsere Liste mit auf.


tb

*ANZEIGE


Quellen zum Beitrag:

  • Die Stadtgestalter: “Sollte Bochum zur 15-Minuten-Stadt werden” – zuletzt besucht 08.12.21 (Verweis)
  • eMobilität-Blog: “Mikromobilität als urbane Lösung für Individualverkehr” – zuletzt besucht 08.12.21 (Verweis)
  • GreenpeaceMagazin: “Die 15-Minuten-Stadt” – zuletzt besucht 08.12.21 (Verweis)

Unsere Lesetipps zum Thema Mobilität


Dr. Katja Reisswig

Freie Redakteurin und Gründerin des Online-Magazins Technewable.com - spezialisiert auf digitale Kommunikation und Themen rund um die grüne Wirtschaft mit Fokus auf grüne Technologien, Innovationen, Lösungen und Anwendungen. Ihr Themenportfolio umfasst: Energie, Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung & Transformation

Leave a Reply