Was meint Mikromobilität?
Mikromobilität bezeichnet motorisierte und nicht motorisierte Kleinst- und Leichtfahrzeuge. Sie zeichnen sich durch eine kompakte, leichte Bauweise aus und dienen der Beförderung von Personen. Soweit die allgemeine und weite Definition. Eine wissenschaftlich allgemeingültige Definition für den Begriff gibt es bislang nicht. Daher liegt unser Fokus in diesem Artikel auf den elektrisch angetriebenen Kleinst- und Leichtfahrzeugen. Ausgeschlossen sind damit alle nicht motorisierten Fahrzeuge, wie Fahrräder, Roller oder Gehilfen.
So viel zum Begriff Mikromobilität. Doch kommen wir zum eigentlichen Thema und der Frage, wie nachhaltig Mikromobile in Städten sind. Denn mit der Mikromobilität verbindet sich eine große Hoffnung. Sie soll Städte emissionsärmer machen und der urbanen Mobilitätswende dienen. Nur können elektrische Kleinst- und Leichtfahrzeuge den wachsenden Mobilitätsbedarf in Städten bedienen und gleichzeitig dem nachhaltigen Anspruch gerecht werden?
Elektrische Kleinst- und Leichtfahrzeuge als urbane Verkehrslösung?
So scheinen Mikromobile besonders für das Überbrücken von kurzen Strecken geeignet. So könnten sie zum einen die Lücke zwischen öffentlichen Nahverkehr und Pkw-Nutzung schließen. Zum anderen versprechen sie eine flexible, klimafreundliche und platzsparende Alternative zu sein. Mit ihnen könnte sich Intermodalität im Verkehr herstellen lassen.
Was bedeutet Intermodalität?
“Intermodalität bedeutet bei seiner Reise auf verschiedene Verkehrsmittel zurückzugreifen, um ans Ziel zu gelangen.”
Welche Fahrzeuge gehören zum Segment der Mikromobilität?
Die Palette an verfügbaren Mikromobilen ist groß. Zu ihnen zählen E-Bikes, E-Tretroller, Hoverboards, E-Scooter, Hoverwheels genauso wie elektrische Skate- und Longboards, Monowheels oder Segways. Ebenso dazu gehören neben den elektrisch betriebenen Ein- und Zweirädern, drei- und vierrädrige Fahrzeugtypen.
Doch nicht jedes dieser elektrischen Kleinst- und Leichtfahrzeuge ist im öffentlichen Straßenverkehr erlaubt. Welche Mikromobile unter welchen Bedingungen auf öffentlichen Verkehrswegen genutzt werden dürfen, regelt die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV). Sie wurde eigens für die Teilnahme von Mikromobilen am Straßenverkehr erschaffen und ist am 15.06.2019 in Kraft getreten. Damit wurde die zuvor geltende Mobilitätshilfenverordnung (MobHV) abgelöst. In der eKFV ist geregelt, dass nur Elektrokleinstfahrzeuge am Straßenverkehr teilnehmen dürfen, die über eine Lenk- oder Haltestange verfügen.
Eine Auflistung, welche Hersteller für ihre Elektrokleinstfahrzeuge eine Betriebserlaubnis erhalten haben, findest du unter dem folgenden Link. Er leitet dich auf die Seite des Kraftfahrt-Bundesamtes weiter.
Was regelt die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung – eKFV?
In der eKFV ist nicht nur geregelt, welche Elektrokleinstfahrzeuge auf öffentlichen Straßen erlaubt sind. Sie regelt auch, welche Anforderungen sie zu erfüllen haben. Weiterhin regelt das eKFV, wer zum Fahren eines Elektrokleinstfahrzeugs berechtigt ist.
Zitat: „Die eKFV legt den allgemeinen rechtlichen Rahmen für die Teilnahme von Elektrokleinstfahrzeugen am Straßenverkehr fest. Hierzu gehören verhaltens-, versicherungs- und fahrerlaubnisrechtliche Anforderungen. In der geplanten eKFV sollen sowohl Regelungen für die Fahrzeuge, die bisher von der MobHV erfasst waren, als auch für weitere elektrisch betriebene selbstbalancierende Fahrzeuge (mit und ohne Sitz) bzw. für weitere Fahrzeuge ohne Sitz getroffen sein.“
BMVI
Was sind die Besonderheiten von Elektrokleinstfahrzeugen?
Mit der Mikromobilität und der Zulassung von Elektrokleinstfahrzeugen sollen sich moderne, umweltfreundliche und saubere Mobilitätslösungen ihren Weg in urbanen Räumen bahnen können. Elektrokleinstfahrzeuge, wie E-Scotter oder Segways fahren batteriebetrieben. Somit ist ihr Betrieb emissionsfrei möglich. Sie verfügen über keinen Verbrennungsmotor und müssen demzufolge nicht betankt, sondern geladen werden.
Ihr Einsatz lohnt sich insbesondere für kurze Strecken. Aufgrund ihres geringen Gewichts und ihrer geringen Größe können sie mitgenommen werden. Elektrokleinstfahrzeuge sind platzsparend und flexibel einsetzbar. Sie sind damit gut geeignet für die so genannte „Letzte Meile“.
Was ist mit “Erste und Letzte Meile” gemeint?
Eine kleine Erklärung zur ersten und letzten Meile hat das Unternehme ioki in einem kurzem Blogbeitrag verfasst. Durch Klicken auf den Link gelangst du zum Blogbeitrag.
Vorteile versus Nachteile der Mikromobilität in Städten
> Vorteile
Die Mikromobilität eröffnet insbesondere in Ballungsräumen eine Chance zur nachhaltigen Gestaltung von Mobilitätsangeboten. Durch sie können Stau, Lärm und Emissionen vermieden werden. Darüber hinaus werden weniger Parkflächen benötigt und können alle Bewohner:innen gleichermaßen von einer sauberen, komfortablen Mobilität profitieren.
Mikromobile sind nicht auch sparsamer was ihren Ressourcen- und Energieverbrauch betrifft. Sie können den ÖPNV als klimafreundliche Mobilitätslösung gut ergänzen. Damit leisten sie einen Schritt in Richtung urbane Mobilitätswende. Durch Einbinden in bestehende Informations- und Kommunikationssysteme erlauben sie flexible Nahmobilität. Ebenso können sie in bestehende Sharing-Angebote aufgenommen werden. Somit erweitern sie das Mobilitätsangebot und bieten Gestaltungsmöglichkeiten für die urbane Verkehrswende in Städten.
> Nachteile
Als nachteilig hat sich herausgestellt, wenn Mikromobilitätsangebote andere öffentliche Verkehrsmittel lediglich substituieren. Damit tragen sie nicht zur erwünschten Entlastung des Verkehrs in Innenstädten bei. Daher ist eine zentrale Frage, wie sich eine unkontrollierte Schwemme an elektrischen Kleinst- und Leihfahrzeugen vermeiden lässt.
Ein weiteres Hindernis stellt die derzeit fehlende Radverkehrsinfrastruktur dar. Damit einher geht die Frage nach der Verkehrssicherheit nicht nur für die Mikromobilitäts-Nutzer:innen selbst, sondern für alle Verkehrsteilnehmenden – insbesondere aber auch für blinde und sehbehinderte Menschen.
Die Frage des freien Zugangs zur Nutzung von Mikromobilitätsservices sowie der einfachen Bedienbarkeit sind weitere Fragen, die zu klären sind. Neben einem unkomplizierten und nutzerfreundlichen Zugang spielt auch die Wahrnehmung solcher Angebote in Städten generell eine wichtige Rolle. Häufig werden Mikromobilitätsangebote als hipp wahrgenommen, d.h. als zwar „nachhaltige Mobilität” jedoch mit hohem Spaßfaktor.
Ist die Mikromobilität in Städten nachhaltig – ja oder nein?
Entscheidend für die Beantwortung der Frage ist, welche Fahrzeuge und Mobilitätsangebote die Mikromobilität ergänzt und welche sie substituiert. Wichtig ist ebenfalls, inwieweit für Mikromobilitätsangebote zusätzlich Verkehrsflächen frei und nutzbar gemacht werden. Das betrifft Lademöglichkeiten gleichermaßen wie Abstellflächen. Es betrifft aber auch den freien Zugang für Wartung sowie den Schutz vor Diebstählen.
Um die Verkehrsinfrastruktur mikromobilitätsfreundlicher werden zu lassen, sind finanzielle Mittel nötig. Es müssen Rahmenbedingungen festgelegt und Regulierungen seitens der Kommunen getroffen werden. Hierbei stellen sich nicht nur Fragen zu Belangen der Kommunen und Unternehmen, sondern insbesondere die der Bürger:innen. Begleitende Kommunikationsmaßnahmen können Transparenz und Akzeptanz herstellen.
Werden diese Aufgaben gemeistert, kann die Mikromobilität den öffentlichen Verkehrsraum entlasten und eine nachhaltige Mobilitätsalternative in Städten sein – vor allem in Hinblick auf flexible Mobilitätsangebote und intermodales Reisen. Kontraproduktiv ist, wenn durch sie Teile des Öffentlichen Nachverkehrs kannibalisiert werden.
Fazit
Zum Schluss folgt ein Zitat, das die Frage: “Wie nachhaltig die Mikromobilität ist”, zusammenfassend beantwortet:
„Mikromobilität bietet der urbanen Gesellschaft die Chance, die Verkehrsbelastung in den Ballungszentren zu reduzieren und dabei uneingeschränkt beweglich zu bleiben. Je mehr Menschen mit starkem Bewusstsein für Nachhaltigkeit die Mikromobilität als neue Säule der Verkehrsmatrix akzeptieren, desto mehr wird sie sich ausbreiten – und desto weniger wird das Autofahren im Innenstadtbereich künftig noch nötig oder auch nur erstrebenswert sein. Mikromobilität ist ein zweischneidiges Schwert: Sie ist nur dann umweltfreundlich, wenn E-Scooter-Fahrten Auto- und Motorradfahrten ersetzen.“
PARK HERE
Somit kann Mikromobilität vor allem dann sein nachhaltiges Potenzial entfalten, wenn es gelingt, sie in die bestehende Verkehrsinfrastruktur zu integrieren. Dazu braucht es transparente Regelungen sowie nutzerfreundliche Angebote seitens Hersteller und Mobilitätsanbieter. Dann könnte sich die Mikromobilität in Städten als sauberes, klimafreundliches Mobilitätsangebot durchsetzen.
Quellen und Tipps zum Weiterlesen
Hier folgt, für alle die das Thema interessiert, eine erste Auswahl an Quellen und Tipps für euch zum Weiterlesen:
- Zukunftsfeld_Mikromobile_Infobroschuere-2019_final_aktualisiert-web.pdf (ivm-rheinmain.de) – Studie / 2019
- 2021 – das Jahr der Elektroleichtfahrzeuge im urbanen Raum (emobilitaetblog.de) – Blogartikel / 2021
- Mikromobilität – Hype oder schon bald Alltag? – DLR Portal – Interview / 2020
- Zwischenfazit zu E-Scootern in deutschen Innenstädten: die 11. Plage oder Hoffnungsträger für die Mobilitätswende? : Fraunhofer IAO – BLOG – Blogartikel / 2019
- Große Zukunft für kleine Verkehrsmittel: Mikromobilität als Ergänzung der Infrastruktur – ParkHere (park-here.eu) – Blogartikel / 2020
- Micromobility | McKinsey & Company – Studie /2019
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