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Digitale Energiewende: Technologien und mentaler Wandel treiben Transformation der Energiewirtschaft voran

Beitrag zur Messe E-world energy & water 2022

Energiewende und Digitalisierung in den Hauptrollen der E-world 2022

Die digitale Energiewende und damit in den Hauptrollen der E-world energy & water 2022 standendie Themen Energiewende und Digitalisierung. Als langjähriger Branchentreff und Europas Leitmesse der Energiewirtschaft trafen sich vom 21. bis 23. Juni 2022 die Branchenvertreter:innen in Essen mit rund 15.000 Fachbesucher:innen aus Versorgungsunternehmen – Energieversorger und Stadtwerke sowie Dienstleistungsunternehmen.

Messeveranstalter con:energy und die Messe Essen zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Rund 736 Aussteller aus 27 Nationen präsentierten ihre Produkte, Services und Lösungen. Annährend der Stand, wie ihn die E-world vor der Corona-Pandemie hatte. Außergewöhnlich jedoch war, dass die E-world ihre Tore im Juni und mit Beginn der Sommersonnenwende öffnete. Denn vor der Corona-Pandemie hatte die E-world ihren festen Stammplatz in der kalten Jahreszeit, im Februar.  

Die digitale Energiewende beschleunigt

So erzeugten die sommerlichen Temperaturen unter blauem Himmel auch eine gelassene Stimmung bei den Teilnehmer:innen trotz energiepolitisch angespannter Lage. Zwar wurden die aktuellen Herausforderungen diskutiert. Dabei jedoch überwiegend aus strategischer Perspektive, um Problemlagen mit Lösungen anzugehen. Hierbei kommt der Transformation der Energiewirtschaft und damit der Energiewende und der Digitalisierung eine Schlüsselrolle zu. So bekommt die digitale Energiewende weiteren Auftrieb.

Dieser setzte bereits vor der Corona-Pandemie ein. Doch gerade Digitalisierungsthemen bekamen seit der Pandemie reichlich Rückenwind. So ist die Energiewende bei der Dekarbonisierung und De-Fossilierung unausweislich. Sie wird jedoch zunehmend unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten und energiepolitischen Zielen thematisiert. Damit sind Energiewende und Digitalisierung zwei Entwicklungstrends, die einst getrennt voneinander gestartet sind. Sie greifen zunehmend ineinander über und verstärken sich gegenseitig als Entwicklungstrends

Denn ohne die Digitalisierung ist die Transformation der Energiewirtschaft nicht zu meistern. Das bestätigt auch der Blick in den jährlich erscheinenden Digitalisierungs-Check Digital@EVU des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Kearney und der Innovationsagentur IMP³ROVE gibt der BDEW jährlich seit 2016 den Digitalisierungs-Benchmark heraus.

Für 2021 kommt die Studie zum Schluss: Immer mehr digitale Technologien finden in Energiewirtschaftsunternehmen Anwendung. Nach Angaben der befragten Energieunternehmen verfügen bereits 56 Prozent über eine digitale Strategie. Dabei wiesen größere Unternehmen tendenziell einen höheren Digitialisierungs-Score auf. Es gab jedoch auch Ausreißer aus dem Stadtwerkeumfeld. Hier zeigten einige Stadtwerke in der Kategorie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) große Fortschritte in Sachen Digitalisierung. Demzufolge ist die Unternehmensgröße nicht die einzige Kennzahl, die bei der Digitalisierung eine Rolle spielt.  

Commitment des Managements ist für digitale Energiewende entscheidend

Entscheidend sei, dass sich das Management aufgeschlossen gegenüber Digitalisierungsthemen, Transformationsthemen und Energiewende zeigt. Davon waren auch zahlreiche Branchenvertreter:innen auf der E-world überzeugt und brachten dies in ihren Vorträgen auf den Fachforen oder auf den Podiumsdiskussionen zum Ausdruck. Auf strategischer Ebene werden die Weichen für die nächsten Jahre gestellt, zentrale Handlungsfelder identifiziert und neue Geschäftsfelder ausfindig gemacht.  

Als zentrale Handlungsfelder gelten hier Veränderungen in der Wertschöpfung, die digitale Kundenzentrierung und digitales Unternehmertum. Sie werden umspielt von Themen rund um Datenanalyse und Datenauswertung, Datensicherheit, Prozessdigitalisierung und Datenschutz. Diese Themen sind wiederum nicht ohne Einsatz digitaler Technologien und Lösungen stemmbar. Hinzu kommen neue digitalbasierte Produkte und Services. Ebenso sind die Strukturen digital abzubilden, müssen neue Prozesse eingeführt und Mitarbeiter:innen geschult oder neu angeworben werden.

Was sind Trends bei Energiewende und Digitalisierung

Hoch im Kurs stehen, laut Digital@EVU Digitalisierungs-Check 2021:  

  • Dezentrale Erzeugungsanlagen
  • Digitale Kundenzentrierung und -orientierung
  • Datenanalyse

Weitere noch ausbaufähige Themen sind:

  • Datengestützte Kundenabwanderungsprognosen (Churn) und Strategieentwicklung zur Vermeidung der Abwanderung
  • Digitale Effizienz und schlanke Prozesse
  • Mehrwertdienste sowie das Bündeln von Produkten
  • Next Best Activity, Next Best Offer oder Eventbezogenes Marketing

Pandemie als Digitalisierungstreiber für moderne, digitale, flexible Arbeitsweisen 

Die Corona-Pandemie war Treiber der Digitalisierung auch vor dem Hintergrund neuer digitaler Arbeitsmethoden. Zu diesen zählen insbesondere

  • Einführen von Homeoffice
  • mobiles Arbeiten
  • Flexibilisierung der Arbeit durch moderne Arbeitsweisen

Hierbei gaben die großen Energieunternehmen in der Mehrzahl der Untersuchung an (85 Prozent), solche Veränderungen während der Pandemie durchgeführt zu haben. Bei kleinen und mittleren Energieunternehmen waren es immerhin immer noch mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (60 Prozent). Allerdings wird das Etablieren einer digitalen Kultur im Unternehmen immer noch als ausbaufähig eingestuft. Das betrifft insbesondere die Themen: 

  • Digitales Rekrutieren
  • E-Learning Angebote und digitale Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Agile Managementmethoden

Offene Digitalisierungsbaustellen und wachsende Bedeutung von Partnerschaften

Als ausbaufähig wurden auch die Datenanalyse und der Einsatz von KI gesehen. Beide gelten als die Eckpfeiler einer digitalen Transformation der Energiewirtschaft. Insbesondere hier müssen noch mehr Anstrengungen in den kommenden Jahren unternommen werden. Aktuell bestehen noch zahlreiche Hemmnisse, wie fehlende qualifizierte Mitarbeiter:innen in Unternehmen, uneinheitliche Datenbanken oder Silos, die sich zwischen unterschiedlichen Software-Systemen, aber auch zwischen Geschäftsbereichen und Teams bilden. Weitere Baustellen sind der Technologie- und Wissenstransfer und die Gestaltung von effizienten Prozessen.  

Hier können jedoch Partnerschaften helfen Türen aufzuschließen, um Digitalisierungsbaustellen zu bewältigen. So können sich durch sie Energieversorgungsunternehmen die benötigten Kompetenzen erschließen. Sie erhalten Zugriff auf Expertise und neue Technologien. Ebenso wirken Partnerschaften dem Fachkräftemangel entgegen. Denn insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen lohnt sich der Aufbau eigener Geschäftssparten in bestimmten Digitalisierungsfeldern kaum. Ihr Fokus bleibt auf Kernkompetenzen bestehen.

Zugleich können sich Energieunternehmen über die Zusammenarbeit mit Partnern den Blick von außen in das Unternehmen holen. Damit stiften Partnerschaften teils größeren Nutzen als Consulting-Unternehmen, wenn sie direkt in Projekte involviert sind. Allerdings ist hierfür eine offene Kommunikation unabdingbar. Somit gewinnen Partnerschaften an Bedeutung. Einen Schritt weiter gehen Unternehmen, wenn sie eigene Ökosysteme herausbilden, in denen sie gezielt Partner zur Erbringung von Services einbinden.  

Klimaschutz aktuell nur Nebenrolle bei Ausstellern auf der E-world 2022

So wie die digitale Energiewende im Mittelpunkt stand und damit Energiewende- und Digitalisierungsthemen den Ton auf der E-world energy & water 2022 angaben, spielte das Thema Klimaschutz nur eine Nebenrolle. Doch angesichts der Verpflichtungen, die die Industriestaaten mit Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens eingegangen sind, kommt dem Thema mehr Bedeutung zu. Daher wäre zu wünschen, dass dem Thema im kommenden Jahr auf der E-world energy & water mehr Raum gegeben wird. Zu wünschen wäre, dass der Klimaschutz die Hauptbühne der Messe betritt und es neben Energiewende und Digitalisierung im Zentrum der Transformation der Energiewirtschaft steht. Die nächste E-world ist für kommendes Jahr vom 23. bis 25. Mai 2023 anvisiert.  

Bildergalerie

In Halle 5 der Messe präsentierten sich zahlreiche innovative Lösungsanbieter – Newcomer, junge Unternehmen, Branchenquereinsteiger. Sie übernehmen einen zentralen Part für die digitale, sektorengekoppelte Energiewende. Als Partner für etablierte Unternehmen wie auch als Teil von Ökosystemen können sie einen entscheidenden Beitrag zur Transformation der Energiewirtschaft leisten.

Auf dem Fachforum „Customer Solutions“ erhielten Fachbesucher:innen tiefere Einblicke in die Angebote und Lösungen Aussteller:innen. Unter den Vortragenden gab es auch Branchenquereinsteiger wie Tesla. Sie stellten ihre Batteriespeicherlösung für den Energiesektor vor.

Climate Partner bietet Unternehmen Hilfe bei Klimaschutz Eworld 2022 tiny Galerie
Climate Partner berät und unterstützt Unternehmen beim CO2-Einsparen weltweit, Halle 2

Climate Partner hilft Unternehmen beim Erstellen von Klimabilanzen mit einem ganzheitlichen Ansatz. Sie sind weltweit aktiv.

Begleitende Konferenzen & Events der E-world 2022

Ein Überblick über das Rahmenprogramm der E-world 2022 zeigt das Themenspektrums der Messe:

  • Wohnungswirtschaft trifft Wärmelieferanten: Partnerschaften für den klimaneutralen Gebäudebestand
  • Führungstreffen Energie
  • EVUs, Netzbetreiber und Klimaneutralität: Zukunft gestalten und Chancen nutzen
  • Zukunftskongress 2022: NRW.Energy4Climate
  • Energiedienstleistungen 2022: Wohin steuert der Markt
  • Forum Wasserstoff 2022
  • Glasfaserforum 2022: Beschleunigung des Glasfaserausbaus – Welche Maßnahmen führen zum Erfolg?
  • Regionales Forum Wasserstoff: Lösungsansätze für die Energiewende
  • Intelligente und flexible Netze und die Skalierung von klimaneutralen Technologien

Dr. Katja Reisswig

Freie Redakteurin und Gründerin des Online-Magazins Technewable.com - spezialisiert auf digitale Kommunikation und Themen rund um die grüne Wirtschaft mit Fokus auf grüne Technologien, Innovationen, Lösungen und Anwendungen. Ihr Themenportfolio umfasst: Energie, Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung & Transformation

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