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KLIMAQUARTETT Bild: Ann Christin Müller I Lukasz Chrobok

Beim Klimawandel gibt es keinen Joker!

„Wir müssen alle mitmachen, jeden Tag!“

Kann ein Spiel einen gesellschaftlichen Diskurs zum Klimawandel eröffnen? Und inspiriert gutes Design beim Überdenken seiner persönlichen Haltung? Carmen Gloger ist überzeugt. Mit dem Klimaquartett tritt sie an, um über die Verantwortung jedes Einzelnen aufzuklären und Klima-Aktivismus spielerisch auf den Tisch zu bringen. Die Designerin und Gründerin über den Weg von der Idee zum Kartenspiel.


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Carmen, wie kam es zum Kimaquartett?

Durch ein Zitat von meinem Mann Lukasz. Beim Brainstorming für unsere Plakate zur Unterstützung der ersten Fridays for Future Demonstrationen, zu der auch Erwachsene aufgerufen waren, sagte er: Es gibt keinen Joker beim Klima Poker! Und das trifft es eigentlich auf den Punkt. Es geht um die Erkenntnis, dass wir so tun, als gäbe es kein Morgen und wir die Zukunft des blauen Planeten im wahrsten Sinne des Wortes verzocken. Der Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. Gleichzeitig ist es der Spieltrieb, der uns Menschen dazu bringt, die unglaublichsten Dinge zu Erfinden und alles ergründen zu wollen. Daraus gewachsen ist die Idee zum Klimaquartett.

Wie ist Euer Ansatz, um sich dem Klimawandel spielerisch zu nähern?

Wir wollen zeigen, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, selbst aktiv zu sein – und das jeden Tag aufs Neue! Die Bereiche Wohnen, Ernährung, Transport, Urlaub, Hobby, Strom und Konsum betreffen uns alle und hier müssen wir ansetzen. Wir tendieren dazu, andere verantwortlich zu machen: „Die da Oben“ zum Beispiel. Oder wir finden „die Politik müsste…“ Das Klimaquartett macht Zusammenhänge sichtbar. Es soll den Traum vom Tauchen auf den Malediven nicht madig machen. Es zeigt die Konsequenzen und Möglichkeiten ausgleichend tätig zu werden. Bewusstsein schaffen, statt von jetzt auf gleich Verzicht zu erwarten. Das ist die Devise.

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Die beiden Gründer des KLIMAQUARTETT: Carmen und Lukasz

Kann die Beschäftigung mit dem Klimawandel überhaupt Spaß machen?

Für mich als Gestalterin ist genau das die verlockende Herausforderung! Es ist das drängendste Thema unserer Zeit und wir kommen einfach nicht darum herum, uns damit konstruktiv auseinanderzusetzen. Schwere Kost liegt schwer im Magen und macht Menschen schwerfällig bis handlungsunfähig. Ein Erhobener Zeigefinger ebenso. Im schlimmsten Fall werden wir stur und bockig. Wir müssen aber alle Kräfte mobilisieren. Bock auf Klimaschutz? Aber sicher! Spaß, Leichtigkeit und ein spielerischer Zugang setzt positive Energien frei und macht beweglich. Es eröffnet neue Gestaltungsspielräume – und genau das brauchen wir jetzt!

Welche Bedeutung hat das Design des Klimaquartetts?

Eine Große! Gestaltung berührt, fasziniert, bewegt und prägt nicht zuletzt uns und unsere Wahrnehmung. Beim Klimaquartett setzten wir auf eine starke Ästhetik, Emotionalität und vor allem auf Nähe und Einprägsamkeit. Klein und groß sollen sich einerseits wiedererkennen können und sich gleichzeitig mit neuen Vorbildern und Lebensentwürfen zukünftig identifizieren wollen. Es geht darum, intuitiv zu verstehen und Referenzen herstellen zu können. Wir müssen uns von alten Bildern und Gewohnheiten lösen. Sich darauf einzulassen verlangt Mut. Wir haben an jedem Motiv gemeinsam intensiv gearbeitet, nichts dem Zufall überlassen. Jede Karte ist ein kleines Kunstwerk geworden und wird auch als Plakat erhältlich sein.

Wie lange habt ihr an dem Projekt gearbeitet?

Von der ersten Idee bis heute sind es eineinhalb Jahre. Seit dem Lockdown ist es für Lukasz und mich fast ein Vollzeitjob. Das Thema ist komplex und bedarf intensiver Recherchen in allen Bereichen, gestalterisch wie inhaltlich. Es blieb bis zuletzt spannend und aufwändig. Es galt das richtige Papier zu finden, die Testspielphase und Marktanalyse auszuwerten, Anregungen einzuarbeiten und vieles mehr. Ohne tatkräftige, engagierte Menschen, wäre das Klimaquartett nicht zu dem geworden, was es ist. Dafür sind wir allen sehr dankbar!

Gesellschaftsspiel setzt sich mit dem Thema Klimawandel auseinander
Bild: KLIMAQUARTETT

Wer hat alles an dem Projekt mitgewirkt?

Auch wenn ich federführend visuell und konzeptionell für den Look, das Design und die Spielentwicklung verantwortlich bin, ist das Ergebnis jedes einzelnen Motivs ein Zusammenspiel von drei kreativen Freigeistern, deren Perspektiven und Stärken sich zu einem kleinen Gesamtkunstwerk verweben. Es war ein intensiver Findungsprozess für Ann Christin Müller, Lukasz Chrobok und mich. Entstanden sind wundervoll gestaltete und illustrierte Welten, liebevoll im Detail, in Ihrer Einfachheit dennoch reich an Geschichten. Humorvoll, farbenfroh, nah und bestechend durch malerische Strukturen und dem Wechselspiel von Licht und Schatten.

Und auch Jenni Kuck darf hier nicht unerwähnt bleiben, die Grafikerin unseres wunderschönen Booklets! Doch der erste mit im Boot war mein guter Freund Dr. Till Wahnbeack. Er war sofort Feuer und Flamme, hat sich in die Zahlenrecherche gestürzt und an der Konzeption mitgetüftelt, um sich dann intensiv seinem eigenen Sozial Business Impacc zu widmen.

Alle Zahlen und Fakten wurden von Dr. Susanne- und Dr. Professor Michael Kühl von der Universität in Ulm begutachtet, ergänzt und auf Plausibilität geprüft. Die beiden Überzeugungstäter engagieren sich für Klimaschutz. Ich bin durch ihren Blog “klimaandmore” auf sie aufmerksam geworden und habe aufgrund ihres strahlenden Lächelns gewagt, sie anzusprechen. Bleibt noch ein dickes Dankeschön an Ingmar Böschen. Durch ihn konnten wir mit einem Logarithmus die Zahlen in eine Scala von 0-6 umwandeln.

Wie habt ihr das Quartett so nachhaltig und umweltschonend wie möglich ist gemacht?

Es ist uns wichtig, das Klimaquartett und alle anderen Produkte regional und klimaneutral zu produzieren. Der Strom wird aus erneuerbaren Energien bezogen. Ein Produkt ist nur dann nachhaltig, wenn alle Produzenten Gleichgesinnte und ihre Herstellungsprozesse und Lieferketten bereits ökologisch und umweltfreundlich sind. Unsere Produkte sind ressourcenschonend produziert, denn wir verwenden ausschließlich 100% Recycling Papiere. Verpackt wird plastikfrei und sie kommt durch eine spezielle Falttechnik ohne Kleber aus. Sind die Produkte eines Tages am Ende Ihres Lebens angekommen, können sie unbedenklich zurück in den Recyclingkreislauf.

Warum setzt ihr im ersten Schritt auf Crowdfunding?

Wir glauben an die Kraft der Community. In den eineinhalb Jahren unserer Arbeit an unserem Projekt haben wir alle verfügbaren Ressourcen eingebracht. Nun brauchen wir die Crowd- eine Fangemeinde für nachhaltige Produkte, verspielte Spieleliebhaber*innen, Changemaker und Gamechanger, um die erste Auflage des Spiels zu drucken, am Internet- und Messeauftritt zu arbeiten, einen Vertrieb aufzubauen usw.

Bei der Crowdfunding Kampagne erhalten die Fans tolle Rewards- welche sind das?

An aller erster Stelle natürlich das Klimaquartett. Darüber hinaus gibt es eine Edition an Produkten aus eigener Feder, ein kleiner Vorgeschmack auf unsere Produktwelt als Dankeschön für alle Förderer der ersten Stunde. Es wird Poster geben, Postkarten, ein Malbuch. Und auch Taschen, um die Botschaft des Klimaquartetts in die Welt hinaus tragen! Ganz besonders freuen wir uns auf verschiedene Bundles mit Kooperationspartnern, die ebenfalls nachhaltige Produkte anbieten.

Wo soll die Reise hingehen und was ist dein Ziel?

Mein Traum ist es, eine interaktive Plattform zu schaffen, auf der jeder Inspiration und Tipps zum Thema Klimaschutz findet. Wo ist der nächste Unverpackt Laden? Wann findet die nächste Demo statt? Wir wollen Mut fördern und Anregung, um im Alltag etwas zu verändern teilen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Jeder kleine Schritt zählt, das ist das Wichtigste! Wenn Alle etwas verändern, entsteht daraus etwas ganz Großes.


Crowdfunding Kampagne

Das Interview ist ihm Rahmen ihrer Startnext Crowdfunding-Kampagne entstanden. Sie läuft noch bis Ende September 2021. Wer #KLIMAQUARTETT unterstützen möchte, wirft einen Blick auf die Kampagne.


Dr. Katja Reisswig

Freie Redakteurin und Gründerin des Online-Magazins Technewable.com - spezialisiert auf digitale Kommunikation und Themen rund um die grüne Wirtschaft mit Fokus auf grüne Technologien, Innovationen, Lösungen und Anwendungen. Ihr Themenportfolio umfasst: Energie, Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung & Transformation

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