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Betriebliches Mobilitätsmanagement: Die Herausforderung der „letzten Meile“ meistern

Deutschland ist nicht nur Auto-, sondern auch Pendlerland. Die Millionen Berufspendler der Bundesrepublik legen bei ihren täglichen Wegen große Distanzen zurück – mit entsprechenden Kosten für Arbeitnehmer, Wirtschaft und Umwelt. Um für diese Situation zukunftsfähige Lösungen zu schaffen, sind öffentliche und private Institutionen gefragt, Synergien zu nutzen und neue Ideen zu entwickeln. Eine solche stellt auch der Einsatz von E-Bike-Flotten auf Sharing-Basis dar. In diesem Beitrag wird erläutert, wie diese vor allem der Bewältigung der beim Pendeln entscheidenden „Letzten Meile“ dienlich sein können. Die Nutzung von Sharing-E-Bikes im Kepler Uniklinikum (Linz) zeigt die Vorteile dieser Lösung schon heute in der Praxis.

Mehr als 20 Millionen Berufspendler in Deutschland

Die Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) belegen die Verbreitung des Berufspendelns in Deutschland: Über 20 Millionen Menschen, 60 Prozent aller Beschäftigten, verließen 2022 regelmäßig ihre Wohngemeinde, um zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen – 700.000 mehr als im Jahr zuvor. Dabei pendelten sie zu Arbeitsstellen, die überdurchschnittlich oft in Ballungsräumen und dem Umfeld der größten deutschen Städte liegen.[1] 

Auf diesem regelmäßigen Arbeitsweg legen Pendler im Durchschnitt 17,2 Kilometer zurück – eine Strecke, die zumeist mit dem Auto bewältigt wird: 68 Prozent aller Pendlerstrecken wurden 2020 mit dem Auto zurückgelegt[2], selbst bei Strecken unter 5 km waren es noch 40 Prozent.[3] Die aktuellen Erhebungen des BBSR können sowohl als Ergebnis langfristiger gesellschaftlicher Entwicklungen als auch kurzfristiger Umbrüche verstanden werden. 

So dürften die Covid-Pandemie und die durch sie erzeugte Normalisierung von Remote-Arbeit dafür sorgen, dass sich die Zahl der Pendler erhöht – aber auch die langfristig steigenden Mieten in deutschen Großstädten und die daraus resultierende Abwanderung ins Umland jenseits der Speckgürtel[4] ihren Beitrag dazu leisten. Um diesem Trend zu begegnen, sind Städte- und Verkehrsplaner, Städte und Kommunen, aber auch Arbeitgeber gefragt, effektive, maßgeschneiderte und nicht zuletzt nachhaltige Lösungen zu finden.

Die Bewältigung der kritischen Phase

Im Bestreben nach einer umfassenden Akzeptanz des öffentlichen Personenverkehrs stoßen Verkehrsplaner regelmäßig auf das Problem der „letzten Meile“: Diese meint – in Bezug auf den Arbeitsweg – die Strecke zwischen der dem Arbeitsplatz am nächsten gelegenen öffentlichen Haltestelle und besagtem Arbeitsplatz. Aus nachvollziehbaren Gründen stellen sich Länge und Ausgestaltung dieser letzten Teilstrecke oft als entscheidend dafür heraus, ob öffentliche Verkehrsmittel gewählt werden: Kaum ein Berufspendler wird den Gedanken attraktiv finden, nach einem langen Arbeitstag einen 40-minütigen Fußweg von Bahnhof oder Bushaltestelle zur Arbeit zurücklegen zu müssen, wenn er sich stattdessen für die Fahrt mit dem eigenen Pkw entscheiden kann. So sind Unabhängigkeit, Bequemlichkeit und Schnelligkeit der aktuellen ADAC-Umfrage „Klimaschutz und Mobilität“ zufolge nach wie vor die wichtigsten Gründe der Deutschen, weiter einen Pkw zu nutzen [5].

Vor allem am Land und in der urbanen Peripherie stellt der Zeitaufwand zur Bewältigung der „letzten Meile“ immer noch den Grund für die verringerte Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln dar, selbst wenn diese streckenweise modern und gut ausgebaut sind. Es existieren bereits viele Vorzeigebeispiele öffentlicher und privater Initiativen, diese Lücken im Verkehrsnetz zu schließen, wobei im ländlichen Raum vor allem Fahrgemeinschaften, Zubringerdienste und andere sogenannte Mikromobilitäts-Angebote zum Einsatz kommen.

Betriebliche Angebote als Bestandteil von modernem Mobilitätsmanagement

Doch auch die Arbeitgeber selbst sollten die Erfordernisse des täglichen Arbeitswegs im Kontext sich wandelnder Vorstellungen von Mobilität nicht ignorieren, nicht zuletzt da diese auch eine Bestandsaufnahme der Erreichbarkeit des Unternehmensstandorts darstellen. Nachhaltige und moderne Ansätze sollen zuallermeist den individuellen Pkw-Verkehr reduzieren und reichen von dem Einrichten von Fahrgemeinschaften oder Carsharing-Angeboten über die Verbesserung der unternehmensnahen Infrastruktur für Geh- oder Radwege sowie die Errichtung von Abstellplätzen und Umkleiden bis hin zu proaktiven Angeboten für die Nutzung alternativer Verkehrsmittel – letztere in Form von eigenen, nachhaltigen Fuhrparks. 

Ein effektives Mobilitätsmanagement, das wirtschaftliche wie gesellschaftliche Ansprüche erfüllt und noch dazu auf Zustimmung der eigenen Mitarbeiter stößt, ist nicht zuletzt für die Außenwirkung eines Unternehmens relevant. Schließlich trägt allein der Verkehr mit steigender Tendenz zu 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland bei – und jeder Betrieb, der zur Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Herausforderung die Initiative ergreift, kann von einem entsprechendem Imagegewinn profitieren.

E-Bike Flotte als nachhaltige Mikromobilitätslösung zur Bewältigung der letzten Meile

Fallbeispiel Uniklinikum, mit E-Bikes vernetzt

Will man eine effektive Lösung zur Bewältigung der „letzten Meile“ anstreben, muss man an den letzten Haltestellen ansetzen, die Mitarbeiter für ihren Arbeitsweg nutzen. Das Kepler Universitätsklinikum im österreichischen Linz hat dies mittels einer eigenen E-Bike-Flotte getan, die Mitarbeitern für Fahrten zwischen Unternehmensstandorten, aber auch für die Bewältigung der „letzten Meile“ zur Verfügung steht. „Wir hatten nach einer Mobilitätslösung gesucht, um unsere Standorte in der Stadt zu verbinden. Unsere Mitarbeiter können die Strecke zwischen zwei unserer Standorte – dem Neuromed Campus und Med Campus – per E-Bike zurücklegen und diese Räder auch für private Fahrten ausleihen – maximal für 72 Stunden. Recht schnell entdeckten unsere Mitarbeiter aber noch einen weiteren Verwendungszweck: Sie nutzen die E-Bikes auch für den Weg in die Arbeit. Sie reisen mit der Bahn an und radeln dann vom Linzer Hauptbahnhof, wo sie das Rad am Abend zuvor abgestellt haben, zu einem unserer Standorte“, sagt Michael Staudinger, Mobilitätskoordinator des KUK.

Die 19 E-Bikes, die seit 2017 eingesetzt werden, können von Mitarbeitern per Smartphone-App reserviert und entsperrt werden. Sie legten bereits über 137.000 Kilometer zurück und werden durch vier Ladestationen an unterschiedlichen Orten ergänzt. Die Räder wurden nicht direkt durch das KUK erworben, sondern sind im Besitz von movelo. Unser Unternehmen hat sich seit 2005 auf die Bereitstellung von E-Bike-Flotten für betriebliche Mobilität spezialisiert und übernimmt für diese den Verleih, die Wartung sowie die Versicherung. Von den hunderten Unternehmenskunden, die wir in sieben Ländern betreuen, stellt das Uniklinikum die erste Institution dar, die E-Bikes zur Bewältigung der „letzten Meile“ am Arbeitsweg ihrer Mitarbeiter einsetzte. Diese Form der Nutzung von E-Bike-Flotten liefert einen Lösungsansatz für mehrere Problematiken, von Umweltauswirkungen des Pkw-Verkehrs bis zur ständigen Verfügbarkeit der Fahrzeuge – denn durch den Zugriff und die Reservierung per Smartphone kann vor der Nutzung sichergestellt werden, dass auch ein Rad verfügbar sein wird.  

Fazit

Die „Letzte Meile“ stellt nur eine der vielen Herausforderungen für betriebliche Mobilität und die effektive Bewältigung des täglichen Arbeitsweges dar. Das durch das KUK vorgelegte Nutzungsbeispiel zeigt schon heute, wie mittels eines durchdachten Mobilitätskonzeptes Distanzen, die mit gewöhnlichen öffentlichen Verkehrsmitteln schwer zu bewältigen sind, auf effektive, kostensparende und nachhaltige Weise gemeistert werden können. Davon profitieren sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer.

Quellen

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