Impulse, Trends, Visionen: Ein Rückblick auf den Handelsblatt Energie-Gipfel 2025
Die Energiebranche sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen u.a. eine lahmende Konjunktur, bevorstehende Neuwahlen in Deutschland und veränderte politische Kräfte in der Welt sowie der Ukrainekrieg. Doch nicht nur äußere Umstände sind schwierig. Ebenso fordern transformative Kräfte die Energiebranche heraus.
Das betrifft sowohl die Hardware, sprich Kraftwerke, Netze, erneuerbare Energieanlagen, wie auch die Software, also den Einsatz moderner Technologien getragen von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz. Ebenso betrifft es Organisationen, Strukturen, Prozesse und natürlich die Menschen, die in der Energiebranche tätig sind. Zugleich wirken sie alle auch an der Neugestaltung der Energiewirtschaft mit.
Die Energiewende verändert Märkte und macht eine Anpassung von Geschäftsmodellen und Regulierungen unabdingbar. Hinzu kommen viele Komponenten, die wie Puzzleteile ineinandergreifen müssen, damit das Energiesystem funktioniert. All das erfordert Weitsicht, Kommunikation, Austausch und Vernetzung sowie transformative Kraft, Mut und Perspektivwechsel, sich auf Neues einzulassen.
Die Energiebranche im Umbruch: Neue Märkte, Marktmechanismen, Technologien und Geschäftsmodelle
Daher folgte der diesjährige Handelsblatt Energie-Gipfel 2025 dem Leitmotiv „Raus aus dem Krisenmodus: Wie die Energiewende zum Erfolg wird.“ An insgesamt vier Tagen traf sich die Branche und diskutierten schlaue Köpfe aus Wirtschaft, Energiepolitik, Verbänden, Konzernen, Mittelstand und Startup, wie Versorgungssicherheit hergestellt werden kann, wie die Emissionen weiter sinken, wie Stromnetze gebaut und welche neuen Anreize gesetzt oder an welchen Stellen es entsprechender Regulierungen bedarf.
Weitere Themen waren der Einsatz digitaler Technologien, ihre Risiken und ihr Mehrwert, wie sich Stadtwerke neu aufstellen können und was Künstliche Intelligenz für die Energiebranche allgemein und Energiewende im Besonderen leistet. Im Fokus des Events standen strategische Weichenstellungen für das frisch gestartete Jahr.
Aus der Vielzahl und Breite an Themen richtet der Beitrag daher besonderes Augenmerk auf das spannende Thema Künstliche Intelligenz in der Energiebranche und beleuchtet Stand, Entwicklung und Perspektiven aus dem Blickwinkel treibender Akteure sowie welchen Beitrag Künstliche Intelligenz für die Energiewende leistet.
Elektrifizierung und Ausbau erneuerbarer Energien gehen voran
Die Elektrifizierung und der damit einhergehende Umstieg von fossilen auf regenerative Energieträger schreitet weiter voran. Wenngleich weltweit immer noch ein nicht unwesentlicher Teil der Investitionen in zentrale fossil betriebene Kraftwerke erfolgt, nimmt die Schubkraft der Erneuerbaren Energien weiter zu und wird immer mehr grüner Strom erzeugt und auch in anderen Sektoren, wie Industrie, Wärme oder Verkehr genutzt.
Damit weitet sich das Tätigkeitsfeld der Energiewirtschaft weiter aus und wird deutlich kleinteiliger. Nicht länger nur klassische Energieversorger sind am Markt aktiv. Auch die Netzbetreiber stellt es vor neue Aufgaben und Anforderungen. Hinzu kommen Anlagenplaner, Projektierer, Handwerk, OEM, Forschung, Verwaltung, Recht sowie neue Branchen, wie die IT-Branche oder Vertreter:innen der Immobilienwirtschaft.
Das Spielfeld ist somit nicht nur größer, sondern auch vielseitiger. Denn sie alle werden gebraucht, um das bestehende Energiesystem zu transformieren. Das bedeutet die Energiebranche wird vielfältiger, größer und bunter. Es müssen eine Vielzahl an Akteuren, Prozessen, Mechanismen und Anlagen ins System eingebunden werden. Damit wächst der Bedarf der Orchestrierung, d.h. sowohl die einzelnen Anlagen und Prozesse als auch Entscheidungen, Ziele und Strategien müssen aufeinander abstimmt sein.
Automatisierte Prozesse
An dieser Stelle kommt die Künstliche Intelligenz ins Spiel. Mit ihr können nicht nur riesige Datenmengen analysiert und für verschiedenste Zwecke aufbereitet und genutzt werden. Künstliche Intelligenz schafft auch Datensilos zu durchbrechen, verschiedene Systemwelten zu verbinden und Echtzeitentscheidungen herbeizuführen.
Durch sie lassen sich digitale digitale Zwillinge für Maschinenparks, Anlagen, Gebäude, Stromnetze und Stadtteile erstellen. Es können Prognosen auf Basis von Geo- und Wetterdaten für die erneuerbare Energieproduktion, aber auch für Verbräuche erstellt werden. Neben Automatisierung, Prognosen und Echtzeitentscheidungen kann KI ebenso Kundenkommunikation erleichtern, Einschätzungen zu Kundenwünschen und Kundenverhalten geben.
Künstliche Intelligenz bringt somit unzählige Einsatzmöglichkeiten für die Energiebranche mit sich. So können Energieproduzenten mehr Strom erzeugen und ihre Anlagen besser auslasten. Energieversorger können mit ihren Kunden besser kommunizieren oder ihren Vertrieb effizienter gestalten. Allerdings können die daraus entstehenden Geschäftsoptionen für die Energiebranche nur umgesetzt und zum Leben erweckt werden, wenn ein tiefes Verständnis von diesen Möglichkeiten vorhanden ist.
Dafür braucht es schlaue Köpfe nicht nur in den unteren und mittleren Etagen, sondern besonders ebenso auf den oberen Etagen, wo weitreichende Weichenstellungen erfolgen und Entscheidungen über künftige Investitionen getroffen werden.
Stimmen des Plenums "Wie KI die Energiebranche transformiert"
Wie den Anschluss finden
Klare Empfehlungen des Plenums waren daher aus den eigenen Unternehmenssilo hinaus zu treten und mehr Kooperationen und Partnerschaften auf Augenhöhe einzugehen. Diese können unter dem Motiv „Koopetition“ fruchtbar geführt werden. Nämlich dann, wenn in bestimmten Feldern, wo es beispielsweise um Standards oder Normen geht, Kräfte gebündelt werden. Das schließt eine Kooperation auch unter Wettbewerbern nicht aus. So muss das Rad nicht von jedem einzelnen Unternehmen neu erfunden und können Ressourcen für andere Bereiche besser genutzt werden. Partnerschaften und Communities helfen dabei Ressourcen zu allokieren.
Ein weiterer Aspekt ist, sich nicht nur auf das Erfinden neuer Technologien zu beschränken, sondern stärker in die Umsetzung zu gehen. Diese sollte über das Stadium von Pilotprojekten und das Beweisen eines „Proof of Concepts“ hinausreichen. Dazu braucht es Mut und eine Mentalität des Anpackens. Dabei kann auch mehr Optimismus helfen, indem sich stärker auf das besonnen wird, was bereits alles schon geschafft wurde und gut funktioniert.
Doch am Ende müssen neben Motivation und Veränderungsbereitschaft Innovationen und Veränderungen auch zugelassen werden. Darüber hinaus braucht es Systemwelten, die Wertschöpfung umfassend denken und abdecken. Hier sind unterschiedliche Sichtweisen, Kompetenzen aus unterschiedlichen Bereichen und ist viel Kommunikation gefragt. Wenngleich Künstliche Intelligenz hier nicht der ultimative Alleslöser sein kann, so kann sie dennoch bei der einen oder anderen Aufgabe Hilfestellung leisten und bei der Um-gestaltung der Energiebranche wertvolle Dienste leisten.
Infobox:
Wie eine Blitzbefragung der Teilnehmenden beim Handelsblatt Energie-Gipfel 2025 ergab, nutzt bereits eine große Mehrheit Künstliche Intelligenz. Wenngleich nicht klar ist, wie oder wofür. So zeigt die Befragung doch, dass KI in den Organisationen der Energiewirtschaft angekommen ist. Hier zeigt sich, dass die Bereitschaft neue Technologie zu nutzen vorhanden ist und Künstliche Intelligenz Mehrwerte verspricht, die für Energieunternehmen relevant sind.
Fazit
Ihre Sichtweise, Anmerkungen und Fragen:
- Was braucht es, um die Energiewende weiter voranzubringen?
- Wie helfen digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz, Digitale Zwillinge, IoT oder bidirektionales Laden weiter? Welches Potenzial schlummert hier und wie lässt es sich heben, um langfristig Kosten zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken?
- Welche innovativen Lösungen sind zukunftsweisend, um Deutschland und Europa zukunftsfit zu machen?
Für eine konkrete Themenabsprache nehmen Sie gern Kontakt auf.