Selbst Strom erzeugen, dank PV kein Problem
Die Energiewende ist längst nicht mehr nur eine Aufgabe großer Energieversorger oder Eigenheimbesitzer mit Solardach. Angesichts steigender Strompreise, wachsender Umweltbelastung und des kollektiven Wunsches nach mehr Klimaschutz fragen sich viele Menschen: Wie kann ich selbst zur Energiewende beitragen, auch wenn ich zur Miete wohne oder nur wenig Platz habe?
Was lange Zeit als technische oder rechtliche Hürde galt, hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Dank innovativer Technologien, politischer Reformen und bürgerschaftlicher Energieinitiativen ist Solarstrom heute auch für Mieter:innen, Bewohner:innen kleiner Haushalte und Menschen ohne eigenes Dach greifbar. Balkonkraftwerke, Mieterstrommodelle und neue rechtliche Rahmenbedingungen ermöglichen es, mit einem überschaubaren Aufwand und oft sogar wirtschaftlichem Gewinn selbst zum Stromerzeuger zu werden.
Solarstrom verstehen: Von Balkonkraftwerken bis Mieterstrom
Wer an Photovoltaik denkt, hat oft großflächige Dachanlagen auf Einfamilienhäusern oder Gewerbebauten im Kopf. Doch Solarstrom lässt sich heute auch in kleinerem Maßstab und mit überraschend einfachen Mitteln erzeugen. Um zu verstehen, wie das funktioniert, lohnt sich ein Blick auf die wichtigsten Begriffe und technischen Grundlagen.
Balkonkraftwerke – Mini-Solaranlagen für Zuhause
Ein sogenanntes „Balkonkraftwerk“, auch als Steckersolargerät bezeichnet, ist eine kleine Photovoltaikanlage, die aus ein bis zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und einem Anschlusskabel besteht. Sie wird in der Regel an einem Balkon, auf der Terrasse oder sogar an einer Hauswand befestigt und lässt sich mit wenigen Handgriffen selbst montieren. Der erzeugte Strom wird über eine gewöhnliche Steckdose direkt in das häusliche Stromnetz eingespeist.
Seit Mai 2024 dürfen Balkonkraftwerke in Deutschland Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von bis zu 2000 Wattpeak (Wp) verwenden. Entscheidend ist jedoch, dass der Wechselrichter auf eine maximale Einspeiseleistung von 800 Voltampere (VA) begrenzt ist. Das bedeutet: Ins Hausnetz dürfen gleichzeitig höchstens 800 Watt eingespeist werden. Diese Leistung reicht in der Regel aus, um tagsüber typische Grundverbraucher wie Kühlschrank, Internetrouter und Laptop zuverlässig zu versorgen.
Mieterstrom – Solarstrom vom Dach, auch ohne Eigentum
Eine weitere Möglichkeit für Mieter:innen, Solarstrom zu nutzen, ist das sogenannte Mieterstrommodell. Dabei wird eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Mietshauses installiert. Die Entscheidung liegt zwar meist bei Eigentümer:innen, Energieversorgern oder Genossenschaften, doch auch Mieter:innen können aktiv Vorschläge einbringen. Der erzeugte Strom wird den Mieter:innen direkt angeboten, ohne Umweg über das öffentliche Netz. Sie profitieren dadurch von günstigeren Strompreisen und einem lokal erzeugten, klimafreundlichen Produkt.
Auch das Quartiersstrommodell folgt diesem Prinzip, geht jedoch über einzelne Gebäude hinaus: Hier wird Solarstrom innerhalb eines Wohnviertels oder Neubaugebiets, zum Beispiel mit Hilfe intelligenter Zähler und dezentraler Speichersysteme, verteilt.
Technik und Standardisierung
Sowohl Steckersolargeräte als auch Mieterstromsysteme folgen heute klaren technischen Standards. Viele Geräte sind TÜV-zertifiziert und erfüllen die Anforderungen der VDE-Norm für sichere Hausnetzeinspeisung. Moderne Wechselrichter sorgen dafür, dass der Gleichstrom aus dem Solarpanel in netzkompatiblen Wechselstrom umgewandelt wird. Zudem ermöglichen digitale Stromzähler eine transparente Verbrauchserfassung und erleichtern die Einspeiseabrechnung.
Was einst als Bastellösung begann, ist heute ein sicheres, zugelassenes System zur dezentralen Energieerzeugung. Bereit für den Alltag in Mietwohnungen, Altbauten oder urban verdichteten Wohnformen.
Rechtlicher Rahmen & Politik: Neue Spielräume für Solarstrom auf Mietbasis
Lange Zeit war die Nutzung von Solarstrom durch Mieter*innen nicht nur technisch, sondern vor allem rechtlich erschwert. Wer kein Eigentum besitzt, konnte nicht einfach eine Solaranlage installieren, selbst nicht im Kleinstformat. Doch durch politische Reformen und gesetzliche Neuregelungen hat sich die Lage in den letzten Jahren deutlich verbessert. Heute ermöglichen verschiedene gesetzliche Anpassungen erstmals echten Handlungsspielraum für Mieter*innen und kleine Haushalte.
Mit dem sogenannten „Solarpaket I“, das im Mai 2024 in Kraft trat, hat die Bundesregierung zentrale Hürden für die private Stromerzeugung auf kleinem Raum abgebaut. Besonders relevant ist die neue Rechtslage für Balkonkraftwerke: Geräte mit bis zu 800 W Wechselrichterleistung dürfen nun ohne komplizierte Genehmigungsverfahren betrieben werden. Die Anmeldung beim verantwortlichen Unternehmen für den Netzbetrieb entfällt, stattdessen reicht ein Eintrag im Marktstammdatenregister. Auch rückwärtslaufende Stromzähler sind vorübergehend zulässig, was die Installation erleichtert.
Zudem wurde erstmals ein gesetzlicher Anspruch verankert: Mieter:innen haben künftig das Recht, auf eine Zustimmung zur Installation eines Steckersolargeräts zu pochen, vergleichbar mit dem Anspruch auf eine Wallbox für E-Autos. Vermieter:innen dürfen dies nur in Ausnahmefällen verweigern, etwa wenn die bauliche Sicherheit gefährdet ist.
Anpassungen bei Mietrecht und Wohneigentumsrecht
Auch das Miet- und Wohnungseigentumsrecht wurde angepasst. Zwar müssen Mieter:innen grundsätzlich die Zustimmung der Vermietung einholen, wenn sie bauliche Veränderungen am Balkon oder der Fassade vornehmen wollen, etwa durch Bohrungen für die Anbringung eines Solarmoduls. Doch Vermieter:innen dürfen solche Anfragen nicht mehr pauschal ablehnen. Vielmehr sind sie verpflichtet, eine wohlwollende Prüfung vorzunehmen und konkrete Ablehnungsgründe zu benennen.
Im Wohnungseigentumsrecht wiederum wurde klargestellt, dass Eigentümergemeinschaften die Errichtung von gemeinschaftlich genutzten Solaranlagen nicht blockieren dürfen, sofern keine gewichtigen Gründe dagegensprechen.
Auch auf Ebene größerer Anlagen wurden durch das Mieterstromgesetz sowie durch Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Anreize geschaffen. Wer als Vermieter:in oder Energiedienstleister:in Mieterstromprojekte realisiert, kann seither einen Mieterstromzuschlag erhalten. Also eine finanzielle Förderung, die die direkte Versorgung der Mieter:innen mit Solarstrom wirtschaftlich attraktiver macht.
Mit der EEG-Novelle 2023 wurden zudem bürokratische Hürden für kleinere Mieterstromprojekte (unter 100 kWp) abgebaut und ein vereinfachtes Abrechnungsmodell eingeführt. Das erleichtert insbesondere die Umsetzung in Mehrfamilienhäusern und innerstädtischen Quartieren.
Installation & Betrieb: Solarstrom zum Selbermachen
Die Idee, selbst Strom zu erzeugen, wirkt auf viele zunächst technisch komplex, doch gerade im Bereich der kleinen Photovoltaikanlagen für Mietwohnungen ist der Einstieg heute überraschend einfach. Ein Balkonkraftwerk lässt sich in der Regel in wenigen Schritten montieren. Ob auf dem Balkon, auf einem kleinen Flachdach oder im Garten: Die Module werden fest verschraubt oder aufgestellt, an eine Außensteckdose angeschlossen und schon beginnt die Stromproduktion. So sinkt der Strombezug aus dem öffentlichen Netz und mit ihm die Stromrechnung.
Auch wenn für solche Mini-PV-Anlagen keine Genehmigung mehr erforderlich ist, bleibt die Anmeldung im Marktstammdatenregister Pflicht. Netzbetreiber*innen müssen lediglich informiert werden, eine aktive Freigabe ist nicht mehr nötig. Ältere Stromzähler ohne Rücklaufsperre sind seit Mai 2024 zwar vorübergehend geduldet, auf Dauer empfiehlt sich aber der Einbau eines modernen digitalen Zählers. In vielen Fällen wird dieser inzwischen kostenfrei durch die verantwortlichen Parteien ausgetauscht.
Wer hingegen Teil eines Mieterstromprojekts ist, muss sich um Installation und Technik in der Regel nicht selbst kümmern. Die Solaranlage auf dem Dach wird von einem Energieversorgende, der Vermietung oder einer Genossenschaft betrieben, die auch die Abrechnung übernimmt. Der Strom fließt direkt vom Dach in die angeschlossenen Haushalte und ist meist günstiger als der normale Grundversorgertarif. Das macht Mieterstrom nicht nur klimaschonend, sondern auch wirtschaftlich interessant.
Auch in puncto Wartung ist der Aufwand gering: Balkonkraftwerke benötigen lediglich gelegentliche Sichtkontrollen, zum Beispiel nach Stürmen oder starkem Laubfall. Eine Reinigung der Moduloberflächen kann bei starker Verschmutzung sinnvoll sein. Bei der Auswahl der Geräte sollte auf Prüfsiegel, VDE-Zertifizierung und Windlasttauglichkeit geachtet werden, um einen sicheren und langlebigen Betrieb zu gewährleisten
Wirtschaftlichkeit und Förderung: Solarstrom, der sich rechnet
Neben dem ökologischen Gewinn ist es für viele Haushalte vor allem die finanzielle Entlastung, die den Einstieg in die eigene Solarstromproduktion attraktiv macht. Und tatsächlich: Mini-Photovoltaikanlagen sind heute so günstig wie nie und amortisieren sich oft schon nach wenigen Jahren.
Ein einfaches Balkonkraftwerk ist bereits ab etwa 300 bis 500 Euro erhältlich. Höherwertige Systeme mit zwei Modulen, stabilem Montagesystem und Wechselrichter kosten je nach Hersteller zwischen 600 und 900 Euro. Bei durchschnittlicher Sonneneinstrahlung in Deutschland können solche Anlagen jährlich zwischen 200 und 300 Kilowattstunden Strom erzeugen – genug, um etwa zehn bis zwanzig Prozent des Jahresverbrauchs eines kleinen Haushalts zu decken. Das spart nicht nur CO₂, sondern auch bares Geld: Je nach Strompreis lassen sich bis zu 100 Euro pro Jahr einsparen. Damit rechnet sich die Anschaffung oft bereits nach vier bis sechs Jahren, wobei die Lebensdauer der Module bei 20 Jahren oder mehr liegt.
Öffentliche Fördermittel beschleunigen die Amortisation der Investition
Noch attraktiver wird die Rechnung, wenn lokale Förderprogramme in Anspruch genommen werden. Zahlreiche Städte und Gemeinden bieten Zuschüsse für Balkonkraftwerke an. Diese bewegen sich je nach Kommune zwischen 100 und 300 Euro. Wer solche Angebote nutzt, senkt die Anfangsinvestition deutlich und beschleunigt die Amortisation.
Auch für Mieterstromprojekte gibt es finanzielle Anreize: Anlagenbetreiber*innen können einen sogenannten Mieterstromzuschlag erhalten, der im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gewährt wird. Zudem wurde die Wirtschaftlichkeit durch eine vereinfachte Abrechnung, geringere EEG-Umlagen und die Abschaffung bürokratischer Hürden in den letzten Jahren deutlich verbessert. In vielen Fällen können dadurch Strompreise angeboten werden, die fünf bis zehn Prozent unter dem örtlichen Grundversorgungstarif liegen, bei gleichzeitig höherem Ökostromanteil.
Besonders spannend ist der Solarstrom auch in Kombination mit Energiesparverhalten oder kleinen Batteriespeichern. Wer beispielsweise tagsüber bewusst Strom verbraucht, etwa durch den Betrieb von Waschmaschine, Router oder E-Bike-Ladestation, maximiert den Eigenverbrauch und damit den Nutzen der Anlage. Denn eingespeister Strom wird bei Balkonkraftwerken in der Regel nicht vergütet. Das bedeutet im Umkehrschluss: Je mehr man selbst nutzt, desto mehr spart man.
Beispiele aus der Praxis: Wenn aus Ideen Strom wird
Was auf dem Papier sinnvoll klingt, zeigt erst in der Praxis seine Wirkung. Und genau hier zeigt sich: Die Energiewende von unten ist längst in vollem Gange. Überall in Deutschland entstehen Projekte, die Solarstrom für Menschen zugänglich machen, die früher außen vor waren. Genau diese Projekte zeigen, wie vielfältig die Lösungen sein können.
Ein besonders inspirierendes Beispiel ist die Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG). Bereits seit 2013 setzt sie auf Mieterstrommodelle und hat inzwischen zahlreiche Wohnhäuser mit Solaranlagen ausgestattet. Die Mieter:innen profitieren dabei direkt von lokal erzeugtem Strom, ohne selbst investieren zu müssen. Die Genossenschaft kümmert sich um Installation, Abrechnung und Wartung, während die Bewohner:innen sauberen Strom zu fairen Preisen nutzen können. Für dieses Engagement wurde die HEG bereits mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet.
Auch Unternehmen wie Lumitra aus Kempten zeigen, dass Mieterstrom wirtschaftlich und technisch machbar ist. Sie bieten Rundum-sorglos-Pakete für Wohnbaugesellschaften, die Solarenergie, Batteriespeicher und sogar Ladeinfrastruktur für E-Mobilität kombinieren. So entstehen ganzheitliche Energiekonzepte für Mehrfamilienhäuser – effizient, klimafreundlich und direkt vor Ort.
Und dann sind da die vielen tausend Menschen, die einfach selbst loslegen. Ob Student:innen mit einem Balkonkraftwerk im WG-Zimmer, Familien, die ihre Terrasse zur Stromquelle machen, oder Senior:innen, die mit einem Mini-Modul an der Hauswand ihre Energiekosten senken, in sozialen Medien und Foren berichten Nutzer:innen von ihren Erfahrungen, teilen Tipps und zeigen: Solarstrom ist kein Nischenthema mehr, sondern längst Teil des Alltags.
Die Vielfalt der Ansätze ist dabei eine Stärke: Während in Städten oft Balkonkraftwerke dominieren, setzen ländliche Genossenschaften auf gemeinschaftliche Anlagen. Während manche Mieterstromprojekte von großen Energiedienstleistern betreut werden, entstehen andere aus bürgerschaftlichem Engagement heraus. Eines jedoch haben sie alle gemeinsam: Sie zeigen, dass Solarstrom für alle keine Vision mehr ist, sondern gelebte Wirklichkeit.
Chancen und Herausforderungen: Der Weg zur solaren Teilhabe
Die neuen Möglichkeiten zur eigenen Solarstromproduktion eröffnen vielen Menschen nicht nur technische Optionen, sondern auch ein ganz neues Gefühl von Selbstwirksamkeit. Wer seinen eigenen Strom erzeugt, sei es über ein kleines Modul am Balkon oder über ein Mieterstromangebot, macht sich ein Stück weit unabhängig vom Strommarkt, schützt das Klima und senkt die eigenen Kosten. Besonders in Zeiten steigender Energiepreise und wachsender Unsicherheit am Energiemarkt kann das eine enorme Entlastung bedeuten.
Doch es geht um mehr als nur finanzielle Vorteile. Die Beteiligung an der Energiewende stärkt das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum, schafft Identifikation mit dem eigenen Wohnumfeld und bringt Menschen zusammen. Für viele ist es auch eine politische Aussage: gegen fossile Großkonzerne, für lokale Lösungen und demokratische Kontrolle über Energieversorgung.
Gleichzeitig bleiben einige Herausforderungen bestehen. Nicht alle Vermieter*innen sind offen für Balkonkraftwerke, trotz rechtlicher Verbesserungen. Oft fehlen Informationen, technisches Verständnis oder schlicht der Wille, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Auch Wohnungseigentümergemeinschaften sind teils zurückhaltend, wenn es um gemeinschaftliche Solarlösungen geht. Hier braucht es Aufklärung, rechtliche Beratung und manchmal auch eine Portion Geduld.
Technisch sind viele Hürden zwar gefallen, doch es bleibt die Frage der Netzinfrastruktur. Je mehr Menschen dezentral Strom erzeugen, desto stärker wird das Niederspannungsnetz beansprucht. Ein Punkt, den Netzbetreiber aktiv mitdenken müssen. Auch fehlt es vielerorts noch an standardisierten Prozessen für Zählerwechsel, Einspeisemanagement und Abrechnung.
Und schließlich ist da noch das soziale Gefälle: Wer ein eigenes Südbalkonfenster hat oder in einem Neubau mit Mieterstrom lebt, profitiert sofort – während viele andere in unsanierten Altbauten ohne Ausrichtung oder Zustimmungsmöglichkeit außen vor bleiben. Wenn Solarstrom wirklich für alle zugänglich werden soll, müssen Förderprogramme gezielter werden und auch Menschen in schwierigen Wohnsituationen einbeziehen.
Dennoch: Die Richtung stimmt. Immer mehr Menschen entdecken, dass sie Teil der Lösung sein können. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Und auch wenn nicht jede Hürde sofort verschwindet, zeigen unzählige Beispiele: Wer heute klein anfängt, kann morgen Großes bewirken.
Solarstrom für alle: Wie Photovoltaik heute auch für Mieter:innen, kleine Haushalte und Balkone funktioniert
Ausblick: Solarstrom wird zur sozialen Bewegung
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Solarstrom ist nicht länger nur eine technische Innovation, sondern Teil einer gesellschaftlichen Bewegung. Was mit Balkonkraftwerken und Mieterstrommodellen begonnen hat, wächst zu einer neuen Form von Energiekultur heran – dezentral, gemeinschaftlich und zugänglich für immer mehr Menschen.
Technologisch wird sich dieser Trend weiter beschleunigen. Mini-Batteriespeicher, smarte Steuerungssysteme und kombinierte Lösungen für Mieterstrom, E-Mobilität und Wärmepumpen versprechen eine noch effizientere Nutzung von Solarenergie, selbst auf begrenztem Raum. Auch die Kombination von Balkonkraftwerken mit kleinen Speicherboxen für den Balkon oder Innenbereich gewinnt an Dynamik. So lässt sich selbst erzeugter Strom nicht nur direkt nutzen, sondern auch gezielt zu den teureren Abendstunden einsetzen.
Politisch stehen bereits die nächsten Weichenstellungen an. Modelle wie Energy Sharing, also das Teilen von erzeugtem Solarstrom innerhalb von Nachbarschaften oder Hausgemeinschaften, könnten in naher Zukunft gesetzlich ermöglicht werden. Erste Pilotprojekte zeigen, wie gemeinschaftlich genutzte PV-Anlagen, digitale Zähler und faire Abrechnungsmodelle den nächsten Schritt zur Energiedemokratie einleiten.
Zugleich nimmt die gesellschaftliche Akzeptanz weiter zu. Medien, Kommunen und sogar Wohnungsbaugesellschaften entdecken das Thema für sich. Und das nicht zuletzt, weil die Nachfrage aus der Bevölkerung stetig wächst. Immer mehr Menschen möchten Teil der Lösung sein, nicht länger bloße Konsument:innen, sondern aktive Mitgestalter:innen einer nachhaltigen Zukunft.
Der Weg ist noch nicht zu Ende. Doch er ist offen. Und er führt, vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Energieversorgung, mitten durch unsere Balkone, Küchenfenster und Wohnzimmer. Solarstrom für alle ist kein leeres Versprechen mehr, sondern ein erreichbares Ziel.
Fazit: Die Sonne gehört allen
Die Energiewende ist zu lange ein Projekt gewesen, das vor allem denen offenstand, die Eigentum besitzen und investieren konnten. Doch das ändert sich. Mit Balkonkraftwerken, Mieterstrommodellen und neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist Solarstrom heute erstmals wirklich für alle erreichbar. Für Mieter:innen, kleine Haushalte, Studierende, Rentner:innen und alle, die ihren Beitrag zur Energiewende leisten wollen, aber bislang keine Möglichkeit dazu hatten.
Dabei ist die Technik ebenso bereit wie die Gesellschaft. Die Geräte sind erschwinglich, der Betrieb unkompliziert, die Wirkung direkt spürbar, auf der Stromrechnung wie im Bewusstsein. Wer heute ein kleines Solarmodul am Balkongeländer anbringt, spart nicht nur Stromkosten, sondern setzt ein Zeichen: für Klimaschutz, Selbstbestimmung und eine gerechtere Energiezukunft.
Natürlich bleiben rechtliche, technische und soziale Herausforderungen bestehen. Doch die Richtung stimmt. Der Solarstrom von morgen ist dezentral, solidarisch und zugänglich. Die Sonne scheint für alle und es liegt an uns, dieses Potenzial zu nutzen.

Julian Balster
Julian Balster ist Content-Experte bei der Solarwerkstatt und beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen und technischen Aspekten der Energiewende. Sein Fokus liegt auf verständlicher Kommunikation rund um Photovoltaik, Mieterstrom und Balkonkraftwerke – damit Solarstrom für alle zugänglich wird. Er glaubt: Die Sonne gehört allen – und das sollte sich auch im Strommix widerspiegeln.