Rückschau auf die IFA 2025: Innovationen, Nachhaltigkeit und C2C machen eine Neuausrichtung der Branche möglich
Im September bot die IFA 2025 in Berlin einen Anlaufpunkt und Hotspot für die Home & Consumer Electronics Branche. An fünf Tagen, vom 5. bis 9. September 2025, präsentierten Aussteller ihre Produkt-Highlights, gaben Unternehmen neue Partnerschaften bekannt und trafen Tech-Pioniere sich mit Branchenexperten und Startup-Gründern, um sich über Produktneuheiten, Lösungen und Geschäftsmodelle auszutauschen. Das Spektrum reichte von KI-Lösungen bis hin zu innovativen Lifestyle-Produkten.
Als weltweit führendes Event für Home- & Consumer-Tech begleitet die IFA seit über einem Jahrhundert Innovationen. Bereits seit 1924 ist sie eine führende globale Plattform, auf der Technologieführer, Innovatoren und Branchenexperten zusammenkommen, um Produkte zu präsentieren und sich über Themen die Unterhaltungselektronik betreffend auszutauschen. Sie findet jedes Jahr im September in Berlin statt. Vergangenes Jahr feierte sie ihr 100. Jubiläum.
IFA 2025 brachte zwei neue Formate an den Start: IFA Next und IFA Global Markets
Um Innovationen noch mehr ins Rampenlicht zu setzen, sorgte die „IFA Next“ als neues Veranstaltungsformat in diesem Jahr für eine passende Bühne. Im Rahmen des „IFA Next Pitch Battle 2025“ pitchten hier Gründer:innen ihre Konzepte vor Investor:innen, Fachpublikum und Medien. Im Rahmen des „IFA Lab“ gab es Raum für Experimente und kreative Zusammenarbeit. Damit zeigte die IFA Next-Plattform, welche Innovationen und Lösungen uns künftig im Alltag begegnen werden. Sie vereint alles, was mutig, neu und richtungsweisend ist.
Thematisch ging es unter anderem um hypervernetzte Netzwerke, die digitale Erlebnisse verändern und neue Anforderungen an den Datenschutz und die Sicherheit mit sich bringen. Ebenso wurden die neuesten Entwicklungen in dem Bereich KI-Audio, Text-to-Audio und Musikproduktion gezeigt. Im IFA Lab gab es unter anderem einen Workshop, der veranschaulichte, wie Startups Technologien für echten sozialen und ökologischen Impact nutzen.
Mit dem eigenständigen Event-Format „IAF Global Markets“ ging ein weiteres neues Format der IFA an den Start. Auf dieser Sourcing-Plattform treffen OEMs, ODMs, Zulieferer, Händler und Handelsexperten zusammen, um neue Partnerschaften zu schließen, neue Produktionslösungen zu finden und sich den Eintritt in Wachstumsmärkte zu ebnen. Die IFA Global Markets versammelt Fachbesucher:innen, die über das Format exklusive Einblicke in neue Trends, Innovationen und Märkte erhalten und ihr Netzwerk gezielt erweitern können. [1]
Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und zukunftsfähige Consumer Electronics
Auch im Bereich Nachhaltigkeit ist die IFA 2025 mit der Partnerschaft mit Cradle-to-Cradle NGO (C2C NGO) in diesem Jahr neue Wege gegangen. Im Fokus stand der Wandel der Branche hin zu einer stärkeren Ausrichtung auf nachhaltige, kreislauffähige Elektronikprodukte. Als offizieller Nachhaltigkeitspartner der IFA 2025 präsentierte C2C NGO auf einem eigenen Stand Lösungen, Produkte und Ansätze, wie Consumer- und Home-Electronics-Produkte gestaltet werden können, um wertvolle Rohstoffe zu erhalten, und dem Problem Elektroschrott wirksam entgegenzutreten.
Zudem gab es ein vielseitiges Bühnenprogramm. Bei diesem drehte es sich unter anderem um kreislauffähige Designs nach dem C2C-Standard. Weitere Themen waren die öffentliche Beschaffung, Rohstoffgerechtigkeit, inklusives IT-Refurbishment, der Einsatz Künstlicher Intelligenz und Smart Services für Reparaturen sowie zirkulärer Konsum im Fokus. Darüber hinaus gab es Vorträge und Workshops zu den Grundlagen, der praktischen Umsetzung und der C2C-Zertifizierung durch das Products Innovation Institute.
Auf den Hauptbühnen sprachen Expert:innen darüber, wie Elektronik so gestaltet sein kann, dass die Materialien in kontinuierlichen Kreisläufen zirkulieren. Zugleich wurden Beispiele aus der Praxis vorgestellt, die zeigen, wie der Ansatz bereits heute funktioniert. Mit dabei waren Prof. Dr. Michael Braungart, Christian Eckert vom ZVEI, Andreas Enslin von Miele, Maria Mack von Liebherr, Peter Muth von Green Ocean, Dr. Alexandra Schmied von der Bertelsmann Stiftung, Bastian Urban von der WIK Group und Carsten Waldeck von Shift.
Paradigmen-Shift: Produkte als Teil der Lösung
Cradle-to-Cradle bietet der Elektronikbranche Chancen, mit denen sie durch Innovationen neue Geschäftsmodelle erschließen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken kann. Laut Nora Sophie Griefahn, Geschäftsführende Vorständin von C2C NGO, geht es schließlich darum, Produkte mit jedem Stück besser und nicht ein bisschen weniger schlecht zu machen.
Zum Beispiel können C2C-Geräte als Rohstofflager für definierte Nutzungsszenarien konzipiert werden. In diesem Szenario sind alle verwendeten Materialien gesund und können somit für Mensch und Natur bedenkenlos eingesetzt werden. Sie sind zudem fair und transparent gewonnen und verarbeitet. So entstehen Produkte mit völlig neuen Materialeigenschaften und Qualitätsversprechen.
Es geht darum, welche Materialien wir für Produkte verwenden und nicht darum, was in einem Produkt nicht enthalten ist, betont Tim Janßen, ebenfalls Geschäftsführender Vorstand von C2C NGO. „Wir kommen von einem Cradle-to-Grave-Paradigma und wollen es zu Cradle-to-Cradle verschieben.“ Das bedeute: „Produkte müssen Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems“ .[2] Und sie müssen nicht nur „frei von“ bestimmten Schadstoffen, sondern ihre Inhaltsstoffe nach C2C positiv definiert sein.
Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit oft noch zu dicht am linearen Modell
Zwar wächst das Bewußtsein für Rohstoff- und Lieferkettenproblematiken, fehlende Transparenz und CO2-Reduktion in der Elektrobranche. Nur beschränken sich konkrete Initiativen allzuoft auf Themen wie Energieeffizienz, Recycling und Abfallmanagement. Das reicht jedoch nicht aus, denn „ein Produkt, das zu Abfall wird, hat ein Qualitätsproblem,“ sagt Cradle-to-Cradle Vordenker Prof. Dr. Michael Braungart. Seiner Ansicht nach wird das Falsche perfektioniert und damit wird es nicht besser, sondern einfach nur „perfekt falsch.“
Echte Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip beginnt bei den Materialien und dem Produktdesign. Denn das Design und die zirkuläre Ressourcennutzung sind der Schlüssel für kreislauffähige Innovationen. Zudem verbindet sie Lösungen Klima- und Ressourcenfragen mit sozialen Aspekten und zukunftsfähigen Wirtschaftsmodellen. So sollen Ressourcen, wie Wasser und Böden nicht nur erhalten und geschützt, sondern verbessert werden.

Wege zum Wandel zeigt Positionspapier auf
Diese Herangehensweise zahlt sich wirtschaftlich allemal aus, da keine gesundheitsschädigenden Stoffe zum Einsatz kommen, die kostspielig zu entsorgen sind. Zudem sind Rohstoffe kontinuierlich im Umlauf, die immer wieder neu aufbereitet und durch ihre Verwertung Nutzen stiften. So werden Auswege aus der Rohstoffabhängigkeit geschaffen und der ökologische Fußabdruck für jedes Produkt verbessert. Dadurch erhöhen Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Das lineare Prinzip von Produzieren und Wegwerfen hat keine Zukunft. Doch bis zu einer echten Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip ist es noch ein weiter Weg. Wie dieser Wandel für die Elektronikbranche schrittweise gelingen kann, hat die C2C NGO in ihrem Positionspapier anhand konkreter Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen herausgearbeitet. Das Papier ist im Rahmen der IFA 2025 entstanden. Es zeigt, wo die größten Herausforderungen liegen, aber auch wo bereits viel Mut und Engagement zu hoffnungsvollen Ergebnissen in der Elektronikbranche geführt haben. [3]

Ein positives Narrativ für Wirtschaft und Gesellschaft
Laut Nora Griefahn ist es entscheidend, dass wir gemeinsam daran arbeiten, Dinge anders zu machen, und Orte wie die IFA nutzen, um zusammenzukommen. Denn im nächsten Schritt müssen die Themen Ressourcen, Gesundheit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammengedacht werden.
Auf der IFA 2025 wurde gezeigt, dass Consumer Electronics mit positivem Fußabdruck machbar sind und die Branche erste Schritte hin zu Cradle-to-Cradle unternommen hat. Um den Wandel jedoch weiter voranzutreiben, sind weitere Schritte notwendig.
Das Ziel ist, Wirtschaft grundsätzlich zukunftsorientiert und gesamtheitlich zu gestalten. Nur so kann auch die Home & Consumer Tech-Branche künftig leistungsstarke, unterhaltsame und zugleich verantwortungsvoll produzierte Geräte entwickeln – mit positivem Impact für Mensch, Natur, Wirtschaft und Gesellschaft.
[1] IFA 2025: Innovation und Internationalität im Fokus – Pressemeldung / 07.09.2025
[2] Consumer Electronics mit positivem Fußabdruck – Rückblick auf die IFA 2025 – Blogbeitrag /15. Sept. 2025
[3] Cradle to Cradle NGO veröffentlicht Positionspapier: So werden Consumer Electronics zirkulär – Pressemeldung / 26.08.2025