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Neue grüne Wasserstofftechnologien unterstützen die Emissionssenkungsziele der EU

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Gastbeitrag: Alan Chan, geschäftsführender Gesellschafter bei Full Vision Capital und Chief Investment Officer bei The Hong Kong and China Gas Company Limited (Towngas)

Neue grüne Wasserstofftechnologien unterstützen die Emissionssenkungsziele der EU

Die Europäische Union steht vor vielen Herausforderungen. Langfristig ist ihre größte Aufgabe jedoch klar: die Erfüllung ihrer rechtsverbindlichen Verpflichtung, bis 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen. Dabei spielen Zwischenziele eine entscheidende Rolle. Die EU-Strategie zur Erreichung dieses Ziels ist vielschichtig, wobei Wasserstoff in vielen Bereichen eine zentrale Rolle einnimmt.

Bis 2030 will der Handelsblock die Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % gegenüber 1990 senken [1], mit einem ehrgeizigen Ziel von 90% bis 2040 [2]. Während die Öffentlichkeit im Allgemeinen Unterstützung zeigt, gibt es Bedenken, dass sich die Energie- und Klimapolitik negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken könnte, da die Länder Milliarden Euro in erneuerbare Energiequellen investieren.

Der Net-Zero Industry Act der EU, der Ende Juni 2024 in Kraft trat, hebt Wasserstoff als entscheidend für das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2050 hervor. Bis dahin soll erneuerbarer Wasserstoff rund 10 % des gesamten Energiebedarfs der EU decken.[3]

Die Umstellung auf grünen Wasserstoff ist im Gange, liegt aber hinter dem Zeitplan zurück

Um dies zu erreichen, muss Europa seine Abhängigkeit von „grauem Wasserstoff“, der aus Erdgas und Methandampf hergestellt wird und erhebliche Mengen an CO2 freisetzt, verringern. Dieser Wandel ist bereits in vollem Gange, mit einer deutlichen Verlagerung hin zu „grünem Wasserstoff“. Dieser wird durch Elektrolyse hergestellt, bei der Strom aus erneuerbaren Quellen genutzt wird, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten – ein Prozess, der keinerlei CO2-Emissionen verursacht.

Die EU plant, bis 2030 bis zu 10 Millionen Tonnen erneuerbaren grünen Wasserstoff zu produzieren, zu denen weitere 10 Millionen Tonnen durch Importe hinzukommen werden.[4] Die Produktionskapazität liegt jedoch weit hinter dem Zeitplan zurück, und nur wenige erwarten, dass die Ziele für 2030 erreicht werden.[5]

EU-Quoten für die Nutzung von Wasserstoff könnten bis 2030 eine Nachfrage von 2,0 bis 3,8 Millionen Tonnen schaffen, was weit unter dem EU-Ziel von 20 Millionen Tonnen liegt. Tatsächlich haben nur 3,6 % der bis 2030 zur Inbetriebnahme geplanten7 Versorgung die endgültige Investitionsentscheidung getroffen oder sind bereits in Betrieb. Nur 4,5 % der zur Erreichung des REPowerEU-Nachfrageziels benötigten Versorgung haben eine verbindliche Abnahmevereinbarung unterzeichnet. 

Es bedarf einer Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche, um das Wachstum von Nachfrage und Angebot wirklich anzukurbeln. Die Herausforderung für die EU besteht darin, aufzuholen. Produktion, Transport und Lagerung müssen gesteigert werden, um eine höhere Versorgung zu ermöglichen und die nächsten Ziele zu erreichen. Dafür stehen die Mittel für kohlenstoffarmen Wasserstoff bereit: Die EU und ihre Mitgliedstaaten verfügen über fast 138 Milliarden US-Dollar, das Vereinigte Königreich über weitere 3,9 Milliarden US-Dollar.[6]

Ähnliche Herausforderungen weltweit

Der Druck, Netto-Null-Ziele zu erreichen, ist nicht nur auf die EU beschränkt – ähnliche Herausforderungen bestehen auch in Teilen Asiens. Nehmen wir Hongkong als Beispiel: Dort stammt mehr als die Hälfte der Energieversorgung aus grauem Wasserstoff, während grüner Wasserstoff nur einen kleinen Anteil ausmacht. Es gibt jedoch Projekte, die den Übergang zu grünem Wasserstoff vorantreiben sollen.

Dazu gehört ein Projekt zwischen Towngas und Veolia, dem französischen Unternehmen für Wasser-, Abfall- und Energiemanagement, bei dem Biogas aus Deponieabfällen in Hongkong gewonnen wird, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Das Biogas entsteht durch die Zersetzung organischer Stoffe in der Deponie und der daraus gewonnene Wasserstoff gilt als grün.[7] Gegenwärtig reicht der grüne Wasserstoff, der auf einer Deponie in Hongkong erzeugt wird, aus, um sieben oder acht Busse den ganzen Tag über anzutreiben. Die entsprechende Technologie kann überall dort eingesetzt werden, wo es eine Deponie gibt.

Ein weiterer wichtiger Ausgangsstoff für grünen Wasserstoff ist grünes Methanol, die nachhaltigste Alternative zu konventionellen Kraftstoffen. Dem Methanol Institute zufolge kann grünes Methanol die Kohlendioxidemissionen um 60 bis 95 Prozent reduzieren, die Stickoxidemissionen um 60 bis 80 Prozent verringern und Schwefeloxid- sowie Feinstaubemissionen nahezu vollständig eliminieren.

Towngas stellt nun ISCC-EU-zertifiziertes grünes Methanol in Massenproduktion her, das den EU- Anforderungen  für nachhaltige Biokraftstoffe und chemische Produkte entspricht.[8] In der Anlage in der Inneren Mongolei werden Biomasse und kommunale Abfälle, einschließlich ausgedienter LKW-Reifen, mithilfe einer firmeneigenen Technologie in grünes Methanol umgewandelt. Im Jahr 2024 erreichte die Anlage eine Kapazität von 100.000 Tonnen, die im Jahr 2025 voraussichtlich auf 150.000 Tonnen steigen wird.

Speicherung und Transport werden entscheidend sein

Die Erzeugung erneuerbarer Energien wird bis 2035 voraussichtlich mehr als die Hälfte der weltweiten Stromversorgung ausmachen und bis 2050 auf 75 % steigen. Die Energie kann mithilfe von Lithium-Ionen-Batterien, deren Preis mit zunehmender Produktion gesunken ist, problemlos in großem Maßstab gespeichert werden. Diese Batterien haben jedoch relativ hohe Betriebskosten, sind in extremen Klimazonen weniger leistungsfähig, haben eine begrenzte Lebensdauer und bringen Sicherheits- und Umweltprobleme mit sich.

Das US-amerikanische Unternehmen EnerVenue, Partner von Towngas und anderen[9], hat eine fortschrittliche Technologie zur Langzeitspeicherung von Energieentwickelt. Seine neuen Metall-Wasserstoff-Batterien können mehr als 30 Jahre halten, wodurch die Kosten pro Kilowattstunde vernachlässigbar werden. Die Batterien funktionieren bei extremen Temperaturen und ermöglichen über 30.000 Zyklen ohne Degradation.[10] Die Funktionalität und die Kostenvorteile liegen auf der Hand.

Da die Kosten für Wasserstoff sinken und das Angebot steigt, wird der Bedarf an Lagerung und Transport immer wichtiger. Es wird erwartet, dass Wasserstoff bis 2050 über 20 % zur weltweiten CO2-Reduzierung beitragen wird. Dazu muss es jedoch möglich sein, ihn an Orte zu transportieren, an denen es keine Pipelines gibt.

Hydro X, Gewinner des TERA Award 2024, hat den ersten wasserbasierten Wasserstoffträger entwickelt, der ungiftig, nicht brennbar und nicht explosiv ist. Er kann die Infrastruktur- und Investitionskosten von Wasserstoffprojekten senken, indem er die Anforderungen an die Sicherheitswartung und die Einhaltung von Vorschriften drastisch vereinfacht.

Dies sind nur einige Beispiele für neue Unternehmen und Technologien, die die Wasserstoffwirtschaft in Europa und darüber hinaus vorantreiben. Europa hat große Fortschritte gemacht, weil Unternehmen von Weltrang wirklich innovative Technologien entwickeln.

All dies passt gut zum TERA Award 2025, dem von Towngas organisierten und von Full Vision Capital unterstützten Wettbewerb für intelligente Energieinnovationen, der Start-ups bei der Entwicklung sauberer Kraftstoffe und anderer intelligenter Energiesysteme unterstützt. Für den diesjährigen Preis können noch Beiträge eingereicht werden.

Alan Chan Ying-lung is a prominent business executive in Hong Kong, currently serving as Executive Director and Chief Investment Officer at The Hong Kong and China Gas Company Limited (Towngas). With over 20 years of experience in finance and investment, Chan is also the Managing Partner and Co-Founder of Full Vision Capital. He has played a key role in incubating successful startups such as EcoCeres, EnerVenue, StarFive and Towngas Lifestyle. Chan is actively involved in promoting smart energy innovation as the Executive Chairman of the TERA-Award Organizing Committee. His career includes roles as General Manager at Henderson Land Development and Head of Private Equity at China Merchants Securities. Chan holds a Bachelor of Commerce from the University of Melbourne and has been instrumental in driving Towngas’s investment strategy and technological advances.

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