Das Franklin Quartier: Praxisbeispiel für die integrierte Energiewende
Was die Anforderungen an eine integrierte Energiewende sind und wie die einzelnen Energiesektoren Strom, Gebäude, Industrie und Verkehr optimal zusammenspielen, damit beschäftigt sich die Leitstudie der Deutschen Energie-Agentur (dena). Sie erforscht die Wechselwirkungen und Abhängigkeiten, um Handlungsempfehlungen für den Umbau des Energiesystems zu geben und politische Rahmenbedingungen zu setzen. Die Studie hat zum Ziel praxisnahes Wissen zu erschließen, um eine Gesamtstrategie für die integrierte Energiewende zu entwickeln.
„Die Studie betrachtet neben der Erreichung der Klimaschutzziele auch die volkswirtschaftlichen Kosten und die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen, die Versorgungssicherheit und die gesellschaftliche Akzeptanz. Im Ergebnis werden Empfehlungen für politische Rahmenbedingungen entwickelt, die Klimaschutz, Versorgungssicherheit und wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen.“
Ein erstes Zwischenfazit zur Studie gibt es. Doch wie schaut die integrierte Energiewende in der Praxis aus? Davon wollten sich die vier Energieblogger Hubertus Grass von Dialog.Energie.Zukunft, Thorsten Zörner vom Blog.stromhaltig.de, Andreas Kühl von energynet.de und ich, Katja Reisswig von Technewable.com sowie Heike Engelhardt vom Umweltministerium Baden-Württemberg und ihr Namensvetter Robin Engelhardt von der Elektromobilität Engelhardt bzw. von der Elektroauto-Vermietung Stuttgart ein genaues Bild machen. Wir folgten der Einladung der Smart-Grids Plattform Baden-Württemberg (SGBW) e.V.. Der Verein verfolgt seit 2013 das Ziel, intelligente Energienetze umzusetzen und damit eine Smart Grids Infrastruktur flächendeckend aufzubauen.
Im Rahmen des Modellprojektes C/sells, welches an den SGBW angedockt und eines von fünf bundesweiten SINTEG-Schaufenster Projekten ist, wird an der praktischen Umsetzung der Energiewende geforscht und gearbeitet. Gemeinsam machten wir uns am 16. März 2018 zusammen mit dem Geschäftsführer und drei motivierten Teammitgliedern des SGBW e.V. auf den Weg zum Franklin Stadtquartier nach Mannheim.
Hier entsteht in den kommenden Jahren ein vollkommen neuer Stadtteil. Das Besondere an Franklin ist, dass auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne Benjamin Franklin nicht nur neuer Wohnraum für ungefähr 9.000 Menschen geschaffen wird. Vielmehr soll hier Energiezukunft umgesetzt und eine smarte Gebäude-, Energie- und Verkehrs-Infrastruktur errichtet werden, die für modernen Wohn-, Arbeits- und Lebenskomfort sorgt. Das Fanklin Stadtquartier ist somit ein Praxisbeispiel für die integrierte Energiewende. Zwar wird es noch einige Jahre dauern, bis das Quartier fertig gestellt ist. Doch die ersten Bewohner haben das Quartier bereits bezogen. Mit zwei von ihnen sprachen wir darüber, wie es sich als Energiewende-Pionier in einem modernen Vorzeigequartier lebt.
SINTEG – Schaufensterprojekte sind Investition in intelligente Energiezukunft
Das Franklin Quartier mit seinem neuartigen Energiekonzept ist eines der C/sells Projekte, bei dem an der praktischen Umsetzung für eine integrierte Energiewende gearbeitet wird. Denn für die vielen neuen Technologien, Lösungen und Konzepte braucht es „Blaupausen“, in denen das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen dieser erprobt werden. Hierzu hat die Bundesregierung die fünf großvolumigen Modellvorhaben unter dem Namen SINTEG – „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ in 2016 gestartet mit mehr als 300 Projektpartnern deutschlandweit.
Im Anschluss daran sollen die in der Praxis entstandenen Musterlösungen breitenwirksam umgesetzt werden, um so eine intelligente Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energien zu ermöglichen. Mit einem Gesamtbudget von 500 Millionen Euro werden Wissen, Erfahrungen und Aktivitäten systemübergreifend für die integrierte Energiewende gesammelt. Technische, wirtschaftliche und regulatorische Aufgaben gelöst, um so die Herausforderungen der Phase 2 der Energiewende zu bewerkstelligen. Die Mittel für die Projekte bringen zur einen Hälfte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und zur anderen Hälfte die beteiligten Wirtschaftspartner auf.
„Das Förderprogramm “Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende” (SINTEG) zielt darauf ab, in großflächigen “Schaufensterregionen” skalierbare Musterlösungen für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung bei hohen Anteilen fluktuierender Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie zu entwickeln und zu demonstrieren. Die gefundenen Lösungen sollen als Modell für eine breite Umsetzung dienen.“
C/sells fokussiert sich auf Süddeutschland und die drei Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. An dem Projekt sind Partner aus der Forschung, Kommunen, Industrie und Wirtschaft beteiligt. Der Kerngedanke bei C/sells ist die Eigenschaften künftiger Energienetze in drei zentralen Prinzipien abzubilden: Zellularität, Partizipation und Vielfältigkeit.
In einem Beitrag bei Dialog.Energie.Zukunft stellt der Gesamtprojektleiter von C/sells, Dr. Albrecht Reuter, das Projekt ausführlich vor und zieht ein erstes Fazit zum derzeitigen Stand.
100% #Erneuerbare? Ein möglicher Weg dorthin ist die Aufteilung in zahlreiche Zellen, die autonom agieren, aber miteinander intelligent vernetzt sind. @Csells_SINTEG
zeigt mehr dazu auf im Blog. https://t.co/7xYsQK4D6T #SINTEG— DialogEnergieZukunft (@DEZblog) 15. März 2018
Haltepunkte unserer #Smart-Grids BW – Bloggertour
Hier ein kurzer Einblick in die einzelnen Stationen unserer Tour. Gestartet sind wir in Stuttgart, nachdem wir uns am S-Rotebühlplatz morgens getroffen hatten.
Ein kleines Highlight der Bloggertour war unbestritten die Fahrt mit den zwei Tesla Model X Elektroautos. Nach kurzer Einführung in die Funktion der von der Elektro-Autovermietung Stuttgart gesponserten Tesla, durch Robin Engelhardt ging es los. Melanie Peschel und Andreas Kühl übernahmen für die erste Strecke das Steuer.
Gemeinsam fuhren wir zum Energieversorger MVV nach Mannheim, um dort das Energiekonzept des Franklin Quartiers kennen zu lernen.
Spaß auf der #SGEAV18 mit zwei Model X von @eav_stuttgart
Mitfahrer sind@zoernert @HubertusGrass @MelaniePeschel @technewable @energynet und @UmweltBW, zusammen besuchen wir @MVV_Partner pic.twitter.com/pvgq29Zz2s
— Robin Engelhardt (@Elektro_Robin) 16. März 2018
Ankunft vor der MVV in Mannheim und erst mal ein nettes Gruppenfoto machen.
#SGEAV18 Ankunft bei der @MVV_Partner in Mannheim. Jetzt gibt’s frischen Strom für die Autos und einen Vortrag für die Blogger @zoernert @HubertusGrass @Elektro_Robin @MelaniePeschel @technewable @energynet @UmweltBW pic.twitter.com/3LtEwwqtQ9
— EAV Stuttgart (@eav_stuttgart) 16. März 2018
Nach einem einführenden Vortrag von Dr. Robert Thomann, Innovationsmanager bei MVV zum Energiekonzept von Franklin tauschten wir uns untereinander in Form der Workshop-Methode World-Café zu den Fragen aus, wie moderne Stadtquartiere gestaltet sein sollten und was die Motivationsgründe für die künftigen Bewohner von Franklin sind, in das neue Stadtquartier zu ziehen.
Umstellung des #Energiesystems auf 100% #erneuerbar. Modellprojekt #C/sells im Rahmen von #SINTEG schafft praktische Anwendungen für Umsetzung der Energiewende. Dr. R. Thomann, Innovationsmanager bei @MVV_Partner stellt Zukunftsquartier #Franklin als Zell-Projekt vor via #SGEAV18 pic.twitter.com/bX3bxTD4Vd
— technewable (@technewable) 16. März 2018
Nach kurzer Mittagspause in der Kantine der MVV ging unsere Tour weiter. Diesmal direkt zum Franklin Quartier. Hier erfuhren wir, wie das Stadtquartier einmal aussehen soll. Aufgrund vieler Details konnten wir uns ein ziemlich genaues Bild von der Infrastruktur und dem geplanten Quartier machen.
Nachdem wir nun sehr viel über Franklin erfahren hatten, fuhren wir über das Areal und konnten die ersten fertig gestellten Gebäude in Augenschein nehmen sowie mit zwei Anwohnerinnen über ihr Leben und die Motivation nach Franklin zu kommen, sprechen.
Nach Abschluss der Quartiersbesichtigung ging es mit den beiden Tesla über kurzen Stopp an den Super-Charger-Ladesäulen zurück nach Mannheim.
Gemeinsam ließen wir den Tag bei gut schwäbischer Küche ausklingen. An das C/sells bzw. Smart-Grids BW-Team großen Dank für die tolle Organisation und den erlebnisreichen, informativen Tag. Ebenso herzlichen Dank an EAV Stuttgart für die Bereitstellung der Tesla-Elektrofahrzeuge und die MVV für ihren freundlichen Empfang.
“C/sells zeigt in der Modellregion Süddeutschland, wie die Energiewende umsetzbar ist. Zellular, partizipativ und vielfältig.“
Danke für die Tour @Csells_SINTEG @SmartGridsBW @eav_stuttgart @Elektro_Robin @MelaniePeschel @technewable @MVV_Partner @energynet @stromhaltig @UmweltBW @quadratestadt #Franklin
Tour #SGEAV18 pic.twitter.com/bIz4BNaknO— Hubertus Grass (@HubertusGrass) 18. März 2018
Fazit
Phase 2 der Energiewende ist eingeleitet. Noch gibt es viel zu tun, warten viele Herausforderungen auf die Akteure und muss an zahlreichen Stellschrauben gedreht werden, um ein neues digitales integriertes Energiesystem zu erschaffen, das komplett auf erneuerbaren Energien basiert. Die SINTEG-Modellprojekte liefern nicht nur Blaupausen, sondern wertvolle Erfahrungen, wie die nächsten Transformationsschritte für das Energiesystem der Zukunft gestaltet werden können. An vielen Orten in Deutschland entstehen gerade solche Modellprojekte, die ein integriertes Zusammenspiel der unterschiedlichen Energiebereiche Realität werden lassen. Hier gibt es Energiezukunft zum Anfassen, wie auch letztes Jahr die Bloggertour nach Malmö in den dort neu entstandenen Stadtteil Hyllie zeigte. Ich bin gespannt, wie sich das Quartier weiter entwickeln wird und welche weiteren spannenden Projekte es in Zukunft zu besichtigen gibt.
Weitere Beiträge und Eindrücke zur Smart-Grids BW Bloggertour hier aufgelistet sowie unter dem Hashtag #SGEAV18
- Erlebnis Elektromobilität und zukunftsfähiges Stadtquartier Fanklin auf der Smart-Grids BW Bloggertour 2018 (Andreas Kühl, energynet.de)
- Von der Strom- zur Energiewende (Gastbeitrag Dr. Albrecht Reuter, Dialog.Energie.Zukunft.de)