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Energiewende bedeutet eine vollständige Neugestaltung des Stromsystems
Die Energiewende bedeutet nicht nur den Umstieg von fossil betriebenen Kraftwerken auf erneuerbare Energie-Anlagen. Es ist auch nicht einfach nur der Abschied von Kohle, Öl, Gas oder Uran als Energieträger. Die Energiewende bedeutet eine vollständige Neugestaltung unserer Energieversorgung. Sie ist eines der ambitioniertesten Projekte für Deutschland und für die Welt.
Denn mit ihr wird global eine neue Ära der Energieversorgung eingeleitet. Diese beruht nicht nur auf kostenfreien Energieträgern wie Sonne, Wind, Wasserkraft, Erdwärme oder auch aus Abfällen und Pflanzenresten bestehende Biomasse. Die Energiewende beruht auf sauberen, grünen und digitalen Technologien. Anders als bei den zentral gesteuerten, fossil betriebenen Großkraftwerken werden nicht länger einfach Brennstoffe verheizt. Mittels Wechselrichtertechnik und vielen weiteren Komponenten wird aus regenerativen Energiequellen Strom erzeugt.
Dieser kann direkt vor Ort genutzt oder über das Stromnetz zum Ort seiner Verbraucher transportiert werden. Die Energieträger müssen somit weder erst erschlossen, noch umgewandelt, gelagert oder über weite Strecken transportiert werden, bevor sie in Verbrennungsanlagen landen und dort Strom mit hohen Wirkverlusten erzeugen. Der Strom muss auch nicht aus Großkraftwerken heraus weite Strecken mit hohen Verlusten bewältigen. Somit ist ein erneuerbares Stromsystem viel effizienter und wirtschaftlicher, denn es hat diese Nachteile nicht und bindet moderne Technologien ein.
Ein erneuerbares Energiesystem braucht Steuerbarkeit
Das erneuerbare Stromsystem benötigt auch keine zentrale Steuerung. Das bedeutet jedoch nicht, dass es vollkommen ohne Steuerung auskommt. Im Gegenteil, ein erneuerbares Energiesystem benötigt viel Steuerung bzw. Steuerbarkeit, d.h. die Fähigkeit gesteuert zu werden. Denn mittels Steuerbarkeit wird die benötigte Flexibilität erzeugt.
In einem erneuerbaren Energiesystem trifft eine hohe Zahl an Energieerzeugern auf eine Vielzahl an Verbrauchern. Hier besteht die Aufgabe darin, Angebot und Nachfrage aufeinander abzustimmen. Durch die Elektrifizierung und Digitalisierung kommen zudem immer mehr Geräte und Anlagen hinzu, wodurch der Strombedarf weiter steigt.
Zugleich produzieren erneuerbare Energieanlagen nicht auf Knopfdruck Strom, sondern in Abhängigkeit von Wetterlagen. Das bedeutet, die Stromproduktion ist unregelmäßig und beschränkt planbar. Hierbei kommt es zudem zu Ungleichgewichten im Stromsystem, denn mal steht sehr viel mehr Strom zur Verfügung als aktuell benötigt wird und mal weniger, so dass Reserveleistung, sogenannte Regelenergie, benötigt wird.

Steuerbarkeit mittels Smart Meter erzeugen
Bislang ist die Steuerbarkeit nur einseitig auf der Erzeugerseite konzentriert. Nur in einem erneuerbaren Energiesystem braucht es Steuerbarkeit auf beiden Seiten. Um auch eine Steuerbarkeit auf der Verbrauchsseite zu ermöglichen, sind Verbrauchsdaten unerlässlich. Hierfür ist ein intelligentes Messwesen nötig. Dieses ermöglichen Smart Meter, denn mit ihnen können Daten generiert, analysiert und über ein Smart Meter Gateway an Energieversorger weitergeleitet werden.
Der wesentliche Unterschied zu dem bisherigen analogen Stromzähler mit Drehscheibe ist, mit dem der Stromverbrauch von Haushalten bislang gemessen wird: Smart Meter erzeugen kontinuierliche Energiedaten und können in Echtzeit bzw. im 15-Minuten-Takt an Energieversorger übermittelt werden. Dadurch können Energieversorger flexibel auf Stromangebot und -nachfrage reagieren.
Darüber hinaus erhalten Verbraucher:innen mehr Transparenz über ihre Energieverbräuche. Sie bekommen beispielsweise mit Hilfe von Apps und smarten Geräten nicht nur Einblicke in ihre aktuellen Energiedaten. Sie können damit flexibel auf den eigenen Stromverbrauch reagieren und diesen flexibel anpassen. Dabei geht es längst nicht nur um die Reduzierung des Stromverbrauchs, sondern ebenso um die Nutzung von Strom, wenn dieser besonders günstig zur Verfügung steht.
Hierbei können beispielsweise auch Batteriespeicher oder smarte Endgeräte zum Einsatz kommen, die durch Automatisierung und entsprechende Einstellungen Strom beziehen, wenn dieser besonders preiswert ist. Dank Energiemanagementsysteme, automatisierter Steuerung und Künstlicher Intelligenz ist das heute problemlos möglich.
Smart Meter sind der Schlüssel für Flexibilität
Smart Meter bringen heute die benötigte Flexibilität ins Stromsystem und erzeugen darüber hinaus Transparenz sowie Einsparmöglichkeiten für Endverbraucher. Zugleich sind Smart Meter der Schlüssel, um auch die Stromnetze fit für neue Aufgaben zu machen, denn mit Hilfe der Daten werden die Netze intelligent und zu smarten Stromnetzen (Smart Grids). Denn so können Angebot und Nachfrage im Netz aufeinander abgestimmt werden. Wird an einem Ort sehr viel Strom erzeugt, kann dieser lokal zu dorthin geleitet werden, wo aktuell ein hoher Strombedarf und somit Nachfrage besteht.
Das bedeutet wiederum, dass die Verteilnetze robust sein müssen. Der Strom muss somit nicht länger über lange Strecken transportiert werden, was den Bedarf an teuren Hochstromleitungen, die über Land geführt werden, mindert. Das smarte Stromnetz benötigt ein belastbares Nieder- und Mittelspannungsnetz, welches ebenfalls steuerbar ist.
Somit stehen smarte Stromzähler im unmittelbaren Zusammenhang mit dem neuen flexibel steuerbaren, erneuerbaren Energiesystem. Dieses benötigt steuerbare Anlagen, Maschinen, Fahrzeuge und Geräte. Anders ausgedrückt: Ohne Steuerbarkeit, Daten und Smart Meter keine Flexibilität und ohne Flexibilität können wir die günstigen erneuerbaren Energieträger nicht effizient nutzen und zahlen einen hohen Preis für fossilen Strom und eine Energiewende, deren Potenziale nicht ausgeschöpft werden. Smart Meter sind somit der Schlüssel für Flexibilität und Steuerbarkeit im Stromsystem.
Deutschland beim Smart Meter Roll-Out Schlusslicht in Europa
Smart Meter sind eine entwickelte und erprobte Technologie und die Geräte werden bereits bei unseren europäischen Nachbarn erfolgreich eingesetzt. Nur in Deutschland geht es beim Smart Meter Rollout nicht voran. Inzwischen gehört Deutschland zum Schlusslicht und es stellt sich die drängende Frage, wie lange eine Industrienation und führende Volkswirtschaft sich diesen Luxus leisten kann.
Denn anstelle den Smart Meter Rollout entschieden und mit allen Mitteln voranzutreiben, wird der Fokus aktuell auf den Bau neuer Gaskraftwerke gelegt. Statt des Rollouts moderner, digitaler Technologie kommt dies einem Roll-back ins vergangene Jahrhundert gleich. Denn damit würde Deutschland in eine Kraftwerkstechnik investieren, die abhängig von Importen des Energieträgers Gas macht und die ohne zusätzliche LNG-Terminals vor der deutschen Ostsee- und Nordseeküste nicht auskommt.
Zudem produzieren auch moderne Gaskraftwerke Emissionen, was dem Erreichen der Klimaneutralitätsziele Deutschlands und der EU zuwiderläuft. Damit läuft Deutschland Gefahr eine Infrastruktur zu errichten, die weiterhin abhängig von Rohstofflieferungen u.a. aus Autokratien macht. Wohin dies führt, hat die durch Putin’s Angriffskrieg auf die Ukraine verursachte Energiekrise deutlich gezeigt.
Den Fokus weiterhin auf fossile Kraftwerke zu legen, würde zugleich bedeuten, den Anschluss an moderne Zukunftstechnologien weiter zu verlieren und gleichzeitig in ein veraltetes Energieversorgungssystem zu investieren. Das würde höhere Kosten nach sich ziehen, als eine autonome Energieversorgung über ein flexibel steuerbares, smartes erneuerbares Energiesystem. Zumal dieses System in ein europäisches Stromverbundnetz eingebettet wäre.
Hindernisse beseitigen und mit der Implementierung von Smart Metern großflächig starten
Bislang scheiterte der Smart Meter Rollout in Deutschland allerdings weniger an der Akzeptanz, wie eine aktuelle repräsentative Umfrage des Energieversorgers Octopus Energy zusammen mit Civey zeigt (Link zur Umfrage) oder an der Technik, sondern an gesetzlichen Hürden, Sicherheitsanforderungen und Bürokratie.
Das hat dazu geführt, dass es derzeit nur wenige Anbieter am Markt gibt und Smart Meter in Deutschland sehr viel teurer sind als bei den europäischen Nachbarn. Hinzu kommt, dass die Netzbetreiber für den Einsatz von Smart Metern ein Netzentgelt erhalten, welches den Haushalt von Staat und Steuerzahlern jährlich um Milliarden belastet.
Um hier mehr Markt und weniger Staat zu ermöglichen, bräuchte es eine Öffnung des europäischen Binnenmarkts für digitale Stromzähler und Smart Meter, so die Forderung von Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany. Dies würde nicht nur den Wettbewerb beleben, sondern könnte für Endverbraucher zu deutlichen Entlastungen beitragen. Da sie so nicht nur Zugriff auf günstigere Smart Meter Geräte hätten, sondern durch deren Einsatz auch deutlich Stromkosten sparen könnten.
Denn die in den Nachbarländern eingesetzten Smart Meter erfüllen hohe europäische Sicherheitskriterien und sind bereits seit Jahren im Einsatz. Damit könnte auch in Deutschland ein Smart-Meter Rollout großflächig gelingen und so der Umstieg auf eine moderne, smarte und erneuerbare Energieversorgung passend für das 21. Jahrhundert.

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Dr. Katja Reisswig
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