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Über die zentrale Rolle von Energiespeichern

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Rückblick: Handelsblatt Konferenz Energiespeicher 2025

Über die Rolle von Energiespeichern in der Energiewirtschaft und für das künftige Energiesystem wurde am 6. und 7. Oktober 2025 auf der Handelsblatt-Konferenz „Energiespeicher 2025” intensiv diskutiert. Einerseits wächst die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, die eine flexible Steuerung erfordert. Andererseits wächst auch der Strombedarf aufgrund einer zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung. Während On- und Offshore-Windenergieanlagen, PV-Freiflächen- und PV-Dachanlagen unregelmäßig Strom erzeugen, benötigen Rechenzentren, Industrieanlagen, Gebäude und andere Stromabnehmer durchgängig sehr viel Energie.

Es gibt jedoch auch Verbraucher, die nicht ununterbrochen viel Energie benötigen, wie beispielsweise Ladesäulen für Elektrobusse oder Lastkraftwagen, Wärmepumpen oder Haushalte. Hier ist eine größere Flexibilität bei der Energieversorgung gefragt. In diesem Spannungsfeld bewegen sich Energie- bzw. Stromspeicher. Diese müssen künftig netzdienlich agieren, um eine Überlastung der Netze zu vermeiden. Gleichzeitig können sie Teil der Lösung sein, da sie die Netze entlasten.

Energiespeicher erfüllen vielfältige Funktionen

Denn Energiespeicher allgemein und Stromspeicher im Besonderen können unterschiedliche Funktionen erfüllen: So können sie zwischengespeicherte Lasten flexibel bereitstellen. Darüber hinaus können sie eine Vielzahl weiterer Aufgaben für das Strom- und Energiesystem übernehmen. Neben Abitrage (Stromhandel) und Lastmanagement sind das netzdienliche Aufgaben. 

Je nach Art der Aufgaben, wirkt sich das auf ihr Ertrags- und Geschäftsmodell aus. Daher benötigen die „jungen Player“ im Energiesystem neben Vermarktungsoptionen auch veränderte Regelungen. Diese müssen zum Teil erst geschaffen werden, da die bestehenden Regeln nicht auf die neuen Anforderungen zugeschnitten sind. Ebenso braucht es ein verändertes Marktdesign, damit Speicher in den Markt integriert werden können.

Wie ein solches Marktdesign aussehen kann, welche Aufgaben auf den Gesetzgeber und seine Regulierungsbehörden zukommen, wie ein Marktdesign ausgestaltet sein kann, welche Lösungen es am Markt gibt und welche weiteren Technologien bereits in den Startlöchern stehen, waren Themen bei der diesjährigen Handelsblatt Konferenz „Energiespeicher 2025“. Dazu waren Experter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik geladen, um an zwei Konferenztagen Antworten in den folgenden fünf Themenfeldern zu geben.

Expert:innen diskutieren über Rolle von Energiespeichern im Energiesystem bei der Handelsblatt Konferenz Energiespeicher 2025
Expert:innen diskutieren über die Rolle von Energiespeichern im Energiesystem bei der Konferenz Handelsblatt Energiespeicher / Foto Vogt

Fünf Themenfelder der Handelsblatt Konferenz Energiespeicher

  • Themenfeld 1: Regulierung und politische Rahmenbedingungen
  • Themenfeld 2: Stromspeicher im Energiesystem von morgen
  • Themenfeld 3: Technologische Innovationen im Bereich Energiespeicher
  • Themenfeld 4: Herausforderungen und Lösungen bei der Implementierung
  • Themenfeld 5: Speicher für industrielle Eigenversorgung

Die Antwort auf die Frage, welche Rolle und Funktionen Energiespeicher künftig übernehmen sollen, definiert auch den Rahmen. Gleichzeitig betrifft sie Aspekte, wie die Auslegung der Netze oder die für eine Marktintegration nötigen Anreize und Förderungen. Energiespeicher sind vielseitig einsetzbar und können schnell auf Schwankungen bei flexibler Erzeugung und flexiblem Verbrauch reagieren. Diese Vorteile bringen andere Reservekraftwerke, wie Gaskraftwerke, nicht mit. Zudem versprechen Energiespeicher eine größere Unabhängigkeit und Resilienz – auch für Industrieprozesse. Nicht ohne Grund werden sie als das „Schweizer Taschenmesser“ für das Energiesystem bezeichnet. Ihr Leistungs- und Aufgabenspektrum ist breit. Wie sie genutzt werden können, regeln der Gesetzgeber und seine ausführenden Organe.  

Bundesnetzagentur ist zentrales Organ

Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Bundesnetzagentur (BNetzA) als oberste deutsche Regulierungsbehörde ein. Als Bundesoberbehörde arbeitet sie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums und ist für die Regulierung des Wettbewerbs auf allen Netzmärkten zuständig. Im Rahmen des 2005 novellierten Energiewirtschaftsgesetzes wurde die BNetzA mit umfangreichen Befugnissen für die Strom- und Gasmärkte ausgestattet. So obliegt ihr beispielsweise die Kontrolle und Genehmigung von Netznutzungsentgelten sowie die Sicherstellung eines diskriminierungsfreien Zugangs zu Stromversorgungs- und Gasnetzen. Zudem prüft und bestätigt sie den von den Übertragungsnetzbetreibern aufgestellten Netzentwicklungsplan Strom sowie den von den Fernleitungsnetzbetreibern aufgestellten Netzentwicklungsplan Gas. In vielen Bereichen der Regulierung teilt sie sich die Zuständigkeit mit den Bundesländern und den entsprechenden Landesregulierungsbehörden. 

Warum ist Regulierung so wichtig?

Beim Einsatz von Energiespeichern gibt es sehr viel zu beachten. Es müssen teils neue Regelungen etabliert werden, die neue Geschäftsmodelle am Markt zulassen. Gleichzeitig können veraltete Regelungen eine Markteinführung neuer Technologien verhindern oder es können durch neue Regelungen Barrieren entstehen, die den Marktzugang für neue Marktteilnehmer erschweren. Daher sind bei der Regulierung durch den Gesetzgeber und seine Organe Feingefühl und Weitsicht gefragt – mitunter auch der berühmte Blick über den Tellerrand, beispielsweise in Länder, in denen bereits Erfahrungen mit Energiespeichern und ihrem marktbasierten Einsatz vorliegen.

Auf der Konferenz wurde mehrfach der Wunsch nach einer politischen Steuerung bzw. Regelung adressiert. Viele Akteure sehen hier den Gesetzgeber oder zumindest die Bundesnetzagentur als ausführendes Organ in der Pflicht, einen entsprechenden Rahmen bereitzustellen. Einige wünschen sich jedoch, die Freiheit der Netzbetreiber nicht allzu sehr zu beschneiden, da sie die Experten vor Ort sind und am besten wissen, wo die Herausforderungen liegen und wie sie zu lösen sind.  

Das Marktpotenzial von Energiespeicher ist riesig, birgt aber auch Risiken und Herausforderungen. Damit Energiespeicher systemkonform integriert und netzdienlich arbeiten werden können, sind verständliche, nachvollziehbare und klare Regelungen unverzichtbar. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund bedeutsam, dass die Energieversorgung künftig sektorenübergreifend auf Basis erneuerbarer Energien erfolgt und dabei die Bereiche Verkehr, Wärme und Industrie mit einzubeziehen sind.

Flexibler Verbrauch trifft auf flexible Erzeugung

Nur wenn erneuerbare Energien verlässlich Strom ins Netz einspeisen und eine flexible Erzeugung auf einen flexiblen Verbrauch trifft, können alle von günstigen Energiekosten profitieren. Dazu sind jedoch unausweichlich Energiespeicher nötig, die ihre Rolle als Assets für das neue Energiesystem ausspielen können. Zudem benötigen Investoren, Projektierer und Betreiber Langzeitperspektiven für ihre Projekte und Investitionen. Schließlich sind diese mit Risiken behaftet. Aus Investorensicht sind dies vor allem Markt-, Netz- und Handelsrisiken. Daher ist das Risikomanagement für sie ein zentrales Thema, das deutlich adressiert werden muss.

Rolle von Energiespeichern

Eine weitere Frage, die während der Veranstaltung immer wieder gestellt wurde, betraf die Rolle und Definition von Energiespeichern. Denn auch hier zeigte sich eine Besonderheit, die Auswirkungen auf das Marktdesign, die Regelierung und die Rahmenbedingungen von Energiespeichern hat. So sind Energiespeicher weder eindeutig der Kategorie Verbraucher noch der Kategorie Erzeuger zuzuordnen. 

Dies müsse sich auch bei der Regulierung widerspiegeln. In der Vergangenheit führte dies dazu, dass Energiespeicher durch Netzentgelte stärker finanziell belastet wurden. Auch aktuell stehen Regelungen im Raum, die für die Errichtung von Energiespeichern kontraproduktiv wären, da sie höhere Kosten bedeuten würden und die Einnahmemöglichkeiten verringern.  

Eine mögliche Lösung wäre die Einführung dynamischer Netzentgelte als Grundsystematik sowie klare Richtlinien, damit Energiespeicher ihrer Rolle als unverzichtbarer Bestandteil für die Energiewende  gerecht werden. Sie bieten große Marktchancen, von denen auch Europa profitieren würde, wenn sich Geschäftsmodelle am Markt etablieren können.

Neue Speichertechnologien und Kooperationen

Zudem stehen schon neue Speichertechnologien in den Startlöchern, die auch die kritischen Rohstofffragen adressieren. Es gibt bereits Lösungen, die insbesondere für Großbatterien genutzt werden können und ohne Lithium und andere seltene Erden auskommen.

Allerdings benötigen diese nicht nur weitere Forschung und Entwicklung, sondern auch Menschen mit bestimmten Fähigkeiten und Kompetenzen, beispielsweise im Bereich Elektrotechnik, Chemie oder Physik. Zudem sind Partnerschaften und Kooperationen gefragt, um Projekte umzusetzen, von denen alle Beteiligten profitieren können.

Dabei sollten auch Kooperationen über die Landesgrenzen hinweg mit Ländern in und außerhalb Europas erfolgen, die bereits erfahrener in der Umsetzung sind. Hierfür ist ein fortlaufender Austausch und Kommunikation zwischen den Akteuren notwendig.  

Moderator:innen und teilnehmende Expert:innen der Handelsblatt Konferenz Energiespeicher

An der Handelsblatt-Konferenz Energiespeicher 2025 nahmen zahlreiche Expert:innen aktiv teil, u.a. :

Wirtschaft
Markus Baumann, CEO AURIVOLT, Michael Gyer, Managing Director Europe, Malta Inc., Benjamin Hennecke, NALA Energy, Markus Meyer, Geschäftsführer Fluence Energy GmbH, tefan Müller COO Enerparc, Götz Hanau, Geschäftsführer RWE Technology International, Christoph Ostermann, CEO green flexibility, Mikko Preuß, COO Terralayr, Dr. Lillian Schwich, CO-CEO & Co-Founder Cylib, Derk Swider, Vice President Energy Economics, Policy & Foresight, E.ON, Arved von Harpe, CEO Sunnic Lighthouse

Politik
Barbie Kornelia Haller, Vizepräsidentin Bundesnetzagentur, Jens Wegmann, Verwaltungsrat & COO, Green Energy Storage Initiative (GESI) SE, Dr. Britta Buchholz, BVES

Wissenschaft
Prof. Dr. Alexander Michaelis, Institutsleiter Fraunhofer Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS, Prof. Dr. Michael Sterner, Leiter der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher, OTH Regensburg, Eva Zimmermann, Senior Associate Aurora Energy Research

Moderiert wurde die Konferenz von Nele Dohmen, Redakteurin Podcast, Video & Live Handelsblatt und Catiana Krapp, Redakteurin Industrieteam, Unternehmen & Märkte Handelsblatt

Titelbild: Catiana Krap (Handelsblatt) im Gespräch mit Mona Neubaur (Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, NRW) Handelsblatt Energiespeicher / Foto Vogt

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Dr. Katja Reisswig

Freie Redakteurin und Gründerin des Online-Magazins Technewable.com - spezialisiert auf digitale Kommunikation und Themen rund um die grüne Wirtschaft mit Fokus auf grüne Technologien, Innovationen, Lösungen und Anwendungen. Ihr Themenportfolio umfasst: Energie, Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung & Transformation

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