Nachbericht zum TBB. The Business Booster Event 2021 im HUB27 Berlin
Der folgende Beitrag ist ein Nachbericht zur Teilnahme am TBB 2021 The Business Booster Event. Dieses fand am 3. und 4. November 2021 im HUB27 in Berlin statt. Mehr als 1.000 Teilnehmende aus 38 Nationen waren dabei. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr in Lissabon!
Die Europäische Kommission hat sich mit dem europäischen „Green Deal“ im Jahr 2019 das Ziel gesteckt, bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität in Europa zu erlangen. Zwar schreitet der Ausbau der erneuerbaren Energien auch in Europa voran. Doch längst nicht so schnell, wie in anderen Teilen der Welt. Nach wie vor werden immense Summen für Öl- und Gasimporte verwendet.
Um die Abhängigkeiten von Rohstoffimporten zu verringern und Emissionen in allen Sektoren drastisch zu reduzieren, ist ein umfassender Shift in allen Wirtschaftsbereichen nötig. Darin waren sich die Referenten beim #TBB 2021 einig.
Das Ziel Klimaneutralität in Europa kann nur erreicht werden, wenn sowohl die Industrie wie auch Landwirtschaft, Tourismus, Verkehrs-, Gebäude- und Immobiliensektor den Kohlenstoffdurchsatz drastisch reduzieren. Dabei spielen Technologien eine zentrale Rolle. Gleichwohl Technologien allein nicht ausreichen. Ebenso sind gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen anzustoßen und braucht es ganzheitlicher Ansätze und Perspektiven.
In den folgenden sieben Botschaften sind weichenstellende Schritte verpackt, um dem Ziel Klimaneutralität in Europa näher zu kommen. Sie geben zentrale Aussagen, die auf dem TBB 2021 vermittelt wurden, wieder.
Botschaft 1: Solar- und Windenergie befinden sich auf der Überholspur
Eine Abkehr von fossilen Energieträgern ist nicht nur aus klima- und umweltpolitischen Aspekten das Gebot der Stunde. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive befinden sich die erneuerbaren Energien gegenüber ihren fossilen Kontrahenten auf der Überholspur. Vor allem die Solar- und Windenergie haben deutliche Sprünge gemacht. Sie gehen im Vergleich bereits als Sieger hervor. Laut Untersuchungen des Fraunhofer Instituts ISE liegen die Stromgestehungskosten für Solaranlagen schon heute im Schnitt zwischen 3,12 und 11,01 Cent je Kilowattstunde in Abhängigkeit vom Anlagentyp. Für Windenergie-Anlagen an Land liegen sie zwischen 3,94 Cent und 8,29 Cent je Kilowattstunde – Tendenz fallend.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet auf dem gesamten Globus voran. Allein im vergangenen Jahr erzielte der Ausbau der weltweiten erneuerbaren Erzeugungskapazitäten einen neuen Rekord. Laut Erhebung der International Renewable Energy Agency (IRENA) kamen 261 Gigawatt Solarenergie sowie 111 Gigawatt Windenergie neu hinzu. Auch verzeichnete die Wasserkraft einen Anstieg um 20 Gigawatt sowie die Biomasse um zwei Gigawatt. Dies sei insgesamt der höchste jährliche Anstieg der erneuerbaren Energiekapazitäten gewesen. Nur wurden die neuen Solar- und Windkraftwerke vor allem in Asien und China gebaut. Der Anstieg in Europa fiel hingegen mit Zuwächsen von 34 Gigawatt verhalten aus.
Botschaft 2: Erneuerbare Energien bergen das Potenzial einer neuen industriellen Revolution
Wie eine Studie des britischen Thinktanks Carbon Tracker „The sky’s the limit“ befand, haben neue preiswerte Solar- und Windkraftanlagen das Potenzial den weltweiten Energiebedarf hundertmal zu decken. Sonne und Wind sind im Gegensatz zu Erdöl, Gas und Kohle in unendlicher Menge verfügbar. Sie sind in der Lage den wachsenden Energiehunger der Welt mit sauberer Energie zu stillen. Darüber hinaus haben sie das Potenzial eine „neue industrielle Revolution“ zu entfachen.
Botschaft 3: Regionale Wertschöpfung und neue Jobs in Europa
Durch die Elektrifizierung aller Wirtschaftsbereiche könnten nicht nur Unmengen an CO2-Emissionen eingespart werden. Vielmehr entsteht darüber hinaus Wertschöpfung, die sich regional organisieren und managen lässt. Wertschöpfung, die innerhalb von Europa verbleibt, verhilft dem Kontinent zu mehr Wohlstand und neuen Jobs. Zwar werden auch Jobs verloren gehen. Doch es kommen im Zuge der Transformation unzählige neue Jobs hinzu.
Botschaft 4: Innovationen benötigen physischen Raum
Ein industrieller Wandel und eine wirtschaftliche Transformation sind jedoch nur möglich, wenn es Raum für Transformationsprozesse gibt. Neues erschaffen und gleichzeitig am Bestehenden festhalten zu wollen, wird kaum Aussicht auf Erfolg haben. Veränderungen benötigen Raum zur Entfaltung. Vor allem Innovationen in Infrastrukturen benötigen physischen Raum.
Botschaft 5: Menschen mit unterschiedlichen Talenten
Zugleich verändern neue Technologien und Innovationen Landschaften und Stadtbilder. Um sie bestmöglich in ihre Umgebung einzufügen und für eine breite Akzeptanz bei den Menschen zu sorgen, braucht es nicht nur Techniker:innen, Informatiker:innen oder Ingenieure. Hier sind Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen gefragt, die nicht nur ihr Know-how sondern auch unterschiedliche Perspektiven einbringen. Dazu gehören Architekten, Landschafts- und Stadtplaner:innen genauso wie Künstler:innen, Designer:innen, Gärtner:innen, Handwerker:innen und viele andere. Demzufolge braucht es Menschen, die eine hohe Bereitschaft und das Wissen mitbringen, neue Ideen, Konzepte und Lösungsansätze in die Praxis umzusetzen.
Botschaft 6: Gezielte Anpassungen des regulatorischen Rahmens
Da Transformationen gewöhnlich nicht in einem Vakuum erfolgen, brauchen sie ebenso einen regulatorischen Rahmen. Hier sind Änderungen bestehender Regularien unausweichlich. Denn nicht selten behindern bestehende Gesetze und Normen den Weg von Innovationen in den Markt. Daher bedarf es eines fortlaufenden Überprüfens und Anpassens des bestehenden Regelwerks. Werden neue Regularien eingeführt, besteht die Herausforderung darin, sie mit den bestehenden Regularien abzustimmen. Letztlich geht es darum, ein aufeinander abgestimmtes Regelwerk zu schaffen, welches Neues zulässt und gleichzeitig weiterhin hinreichend Sicherheit und Schutz für Vorhandendes bietet.
Botschaft 7: Ohne einen deutlichen Investment-Shift kein „Green Deal“
Aus einer nachhaltigen Energie- und Wirtschaftswelt ist der Finanzsektor nicht wegzudenken. Zwar haben *ETF-Investments in letzter Zeit deutlich zugenommen. Nur machen sie nach wie vor einen verschwindend geringen Anteil aller Investments aus. Hier ist ein weitaus größerer Investment-Shift nötig und braucht es eine 180-Grad Wende von nicht-grünen Investments hin zu Investments mit Impact. Die zahlreichen Startups, in die EIT InnoEnergy investiert ist, haben unter Beweis gestellt: Wirtschaftlichkeit und Impact schließen einander nicht aus. Zugleich bereiten sie mit ihren grünen Lösungen und Impact- Geschäftsmodellen neue Märkte und setzen die UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Developmente Goals / *SGD) um.
Fazit: Ein Klima für grüne Startups und nachhaltige Investitionen
Die Reise, um Klimaneutralität in Europa zu erlangen, wird lang. Doch viel Zeit bleibt nicht. Die Herausforderung besteht darin Fahrt aufzunehmen und zu beschleunigen, damit sich grüne Lösungen schneller verbreiten. So wurde zwar bereits viel in den vergangenen zehn Jahren erreicht. Technologische Fortschritte haben den Weg bereitet und ein Ecosystem, welches Unternehmertum fördert, geschaffen. Zeit sich auf dem Erreichten auszuruhen, bleibt angesichts der Herausforderungen nicht.
EIT InnoEnergy
Als einer der führenden Innovationstreiber für die Energiewende unterstützt EIT InnoEnergy mit seinem Ecosystem Startups in Europa und verhilft ihnen zum kommerziellen Durchbruch.
Weitere Beiträge zum TBB 2021
18.11.2021 – Die 10 spannendsten Startups beim TBB 2021 – energynet.de
*ANZEIGE*
Beitragsquellen:
[1] Fraunhofer ISE, Studie Junie 2021 – Stromgestehungskosten erneuerbare Energien – externer Link
[2] Süddeutsche Zeitung vom 21. April 2021 – Wind und Sonne im Überfluss. Studie zur Energiewende – externer Link
[3] Erneuerbare Energie vom 07.04.2021 – Neue Zahlen: Solar und Wind boomen 2020 weltweit – externer Link