Das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Fairphone hat bereits zwei Smartphones mittels Crowdfunding produziert. Nun hat die Firma wieder viele Menschen für seine Idee begeistert. Mit ihrer Unterstützung sammelte Fairphone innerhalb von zwei Wochen über 1,3 Millionen Euro ein. Das Geld kommt diesmal direkt dem Unternehmen zugute, berichtet DeinHandy.de.
Fairphone ist das etwas andere Smartphone
Das Motto des Unternehmens lautet: “Bei der Herstellung unseres Smartphones machen wir alles ein bisschen anders”. Fairphone setzt auf gute Arbeitsbedingungen bei der Herstellung, fair gehandelte Materialien und Nachhaltigkeit bei Reparaturen (modulare Technik) bis hin zum Recycling. Es ist das bis dato einzige Smartphone, das mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet wurde – einem unabhängigen Gütesiegel und Umweltzeichen der Bundesregierung, das bereits seit 40 Jahren Verbrauchern beim nachhaltigem Einkauf Orientierung gibt.
Das Fairphone ist beispielhaft darin, die Produktionskette nachvollziehbar zu gestalten. Nicht nur die Kosten werden auf der Webseite übersichtlich aufgeschlüsselt, sondern auch sämtliche Zulieferer genannt. Ebenso wird transparent gezeigt, woher die nicht selten problematischen Rohstoffe Zinn, Tantal und Gold kommen, die wie in jedem Smartphone, so auch im aktuellen Fairphone 2, verwendet werden.
Ein Jahr lang hat das Nachhaltigkeitsportal utopia.de das Fairphone 2 getestet. Das Smartphone ist robust, die Technik gut und auch die Software ist weitgehend aktuell. Mit der übermächtigen Konkurrenz auf dem Weltmarkt kann es das kleine Unternehmen zwar nicht aufnehmen. Das war und ist jedoch nie Ziel der Firmenphilosophie gewesen. Das Ziel ist vielmehr aufzuzeigen, dass es anders geht, als bei den „großen“ Herstellern wie Apple oder Samsung, bei denen Design, Technik und Neuheitsaspekte stärker ins Gewicht fallen, als soziale Aspekte sowie Umwelt- und Ressourcenfragen.
Eine weitere besondere Eigenschaft des Fairphones ist die Modularität. Der Hersteller setzt nicht darauf, etwa wie die Konkurrenz jedes Jahr ein neues Modell vorzustellen. Stattdessen sollen einzelne Komponenten des Geräts nach Bedarf des Nutzers eigenständig durch neuere und bessere Teile ausgetauscht werden. Aus diesem Grund wird das Fairphone auch „das erste Telefon, das mit dem Alter besser wird“ genannt – eine gewisse Technikaffinität des Besitzers vorausgesetzt, kann das Smartphone so über eine längere Nutzungsdauer technisch aktuell gehalten werden.
Ähnlich sieht die Situation mit den Ersatzteilen aus: Anstatt ein altes oder gar schon defektes Gerät im Elektromüll zu entsorgen, kann es im offiziellen Forum zum Kauf angeboten werden. Das ist eine WIN-WIN-Situation für Verkäufer (der einen Erlös bekommt), Käufer (der so günstig an Ersatzteile kommt) und auch die Umwelt, die nicht unnötig mit Elektroschrott belastet wird. Bei Geräteteilen, die nicht mehr benutzt werden (können), bietet sich wiederum die Möglichkeit, sie bei Fairphone einzuschicken. Im besten Fall werden sie dann dank Recyclingprogramm wiederverwendet.
Neue Unterstützung aus der Fangemeinde
Um auch in Zukunft auf eigenen Füssen stehen zu können, hat das Unternehmen eine neue Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Über die Crowdfunding Plattform OnePlanetCrowd konnte Fairphone innerhalb von 13 Tagen immerhin 1,3 Millionen Euro von der Bevölkerung einsammeln und sein Minimalziel von einer Million Euro übertreffen. Als Maximalziel sind 2,5 Millionen Euro anvisiert.
Diesmal wird das Geld allerdings nicht in die Entwicklung eines neuen Smartphones gesteckt. Es dient vielmehr zur Deckung der laufenden Kosten und der Ausweitung des Geschäftsbetriebes. Einige Experten sehen die Finanzierungsgrundlage durchaus kritisch. Für den dauerhaften Erfolg werden wohl in den nächsten Jahren weitere Gelder nötig sein.
Die aktuelle Crowdfunding Kampagne im Detail
Der Plan für die laufende Kampagne ist: Die Mikro-Investoren erhalten auf die von ihnen eingezahlte Summe eine Verzinsung in Höhe von fünf Prozent für einen fest geschriebenen Zeitraum. Nach Ablauf von fünf Jahren erhalten diese ihr Geld einschließlich der jährlich aufgelaufenen Zinsen zurück. Auf ihren Wunsch hin können die Geldgeber den Status eines Anteilseigners erlangen.
Eine Einschränkung gibt es hierbei: Um zu verhindern, dass sich diese bei unzureichender Finanzierung gegen einen Verkauf der Firma stemmen, sieht ein Passus vor, dass Anteilseigner ihre Anteile verkaufen müssen, wenn sich mindestens 50 Prozent aller Anteilseigner zu diesem Schritt entschließen.
Noch wenige Tage verbleiben, am 15. August 2018 endet die Crowdinvesting-Kampagne. Bis dahin steht es Interessierten frei sich unter Berücksichtigung der Risikohinweise an der Kampagne zu beteiligen und so den Impact für ein unter ökologischen und ethischen Aspekten produziertes Smartphone zu stärken.