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Wie den Wandel in der Energiewirtschaft gestalten? (TEIL 1)

Unternehmen der Energiewirtschaft im Wandel

Die Energiewirtschaft befindet sich im Wandel. Sie steht vor einem gewaltigen Umbruch. Diesen Satz liest und hört man in letzter Zeit öfters. Doch was ist damit gemeint, wenn man Schlagworte wie #Dezentralisierung, #Digitalisierung, #Sektorkopplung, #Prosumer, #smart Technologies hört? Zudem ist die Rede von neuen Marktteilnehmern, veränderten Marktbedingungen und der Notwendigkeit einer Anpassung der Geschäftsmodelle. All diese Begriffe sind Indikatoren für die Veränderungen im Energiesystem allgemein und in der Energiewirtschaft im Besonderen.

Das Umfeld, in dem Unternehmen der Energiewirtschaft agieren, hat sich nachhaltig verändert. Damit Unternehmen mit den neuen Anforderungen Schritt halten, braucht es einen Wandel in den Unternehmen der Energiewirtschaft selbst. Nicht nur die Politik muss Rahmenbedingungen und strukturelle Anpassungen vornehmen. Um auf veränderte Marktanforderungen reagieren zu können, braucht es ebenso veränderte Organisationsstrukturen, -mechanismen und -kulturen in den Unternehmen selbst.

Das stellt Unternehmen der Energiewirtschaft vor entsprechende Herausforderungen. So hat sich nicht nur ihr Marktumfeld verändert, sondern auch die Technologien, Produkte und Services und mit diesen die Geschäftsmodelle. Ebenso verändert haben sich die Marktteilnehmerstrukturen und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Für Unternehmen, deren Geschäftsmodelle und Rahmenbedingungen sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert haben, ist das ein herbe Aufgabe. Mitunter sind sie gefordert, sich vollkommen neu aufzustellen, um sich ihrem gewandelten Unternehmensumfeld anzupassen.

Change! ist demnach kein Weckruf, sondern unmissverständliche Realität für Unternehmen der Energiewirtschaft. Doch längst nicht nur die Energiewirtschaft ist von dem Wandel betroffen. Dieser lässt sich in allen Wirtschaftszweigen beobachten. Wie Unternehmen der Energiewirtschaft diesem jedoch begegnen können, damit beschäftigte sich die diesjährige „Smart Renewables 2017“ Leitveranstaltung des BDEW am 22. und 23. Februar 2017 in der Hauptstadtrepräsentanz Deutsche Telekom AG in der Französischen Straße in Berlin.

Aktuelle Fragen in der Energiewirtschaft

Die Integration der Erneuerbaren Energien in das Energiesystem über das EEG 2000 sowie die Öffnung der Energiemärkte waren Auslöser für einen rapiden Strukturwandel in der Energiewirtschaft. Sie gaben ihm einen kräftigen Anschub. Richtig Fahrt aufgenommen hat der Strukturwandel jedoch erst durch die zahlreichen technologischen Durchbrüche der vergangenen Jahre sowohl bei den Erneuerbaren Energien als auch bei den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und der damit einhergehenden Digitalisierung der Energiewirtschaft. Sie waren quasi die Beschleuniger für die Veränderungen der Unternehmensumwelt von Unternehmen der Energiewirtschaft.

Wurde sich in den vergangenen Jahren noch vornehmlich mit der Frage beschäftigt, ob und wie die Energiewende gelingen kann, steht nun diese Frage nicht mehr im Raum. Heute geht es vielmehr um die Frage, wer die passenden Geschäftsmodelle für das zukünftige Energiesystem liefert und wie die künftige Wertschöpfungskette in der Energiewirtschaft aussehen wird. Die Frage ist auch, welchen Einfluss Start-ups haben und wie sie in die neue Unternehmenswelt einbezogen werden. Es geht um smarte Unternehmenskulturen und die Frage, ob eine Subventionierung der erneuerbaren Energien überhaupt noch zeitgemäß und nötig ist.

Darüber hinaus wird darüber nachgedacht, woher das Geld für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien künftig kommen soll. Ebenso stellen sich Unternehmen der Energiewirtschaft die Frage, wie sie bestmöglich Kundenwünsche erfüllen können. Eine weitere Frage ist, wer künftig die besten Angebote macht und sich mit seinen Serviceleistungen am Markt behauptet. Wer werden mittel- bis langfristig die entscheidenden Player eines digitalen, smarten und erneuerbaren Energiemarkts sein?

All das sind Fragen, die die Energiewirtschaft gegenwärtig tangieren. Sie stehen für den Umbruch in der Energiewirtschaft. Und auf all diese Fragen braucht es Antworten. Doch viel Zeit zum Nachdenken und Reagieren bleibt kaum, denn schon stehen die nächsten Veränderungen und technologischen Umbrüche vor der Tür. Gemeint sind hier Technologien und Anwendungen, wie beispielsweise Internet of Things (IoT), neue Speicher-, Power-to-X und Blockchain-Technologien. Mit ihnen werden sich weitere Veränderungen in der Energiewirtschaft ergeben.

Anpassung der Organisationsstrukturen und -kulturen

Fest steht, dass sich die einzelnen Branchen und Sektoren der Energiewirtschaft künftig schwer von einem schwerfälligen Tanker aus lenken lassen. Entscheidend werden manövrierfähige und anpassungsfähige Einheiten sein, die als Flotte agieren. Ein Zusammenspiel vieler Akteure ist gefragt, um die Wertschöpfungskette in der Energiewirtschaft nachhaltig abbilden und bedienen zu können.

Hier sind Start-ups vielen etablierten Unternehmen der Energiewirtschaft einen Schritt voraus. Als wendige Schnellboote agieren sie in unruhigen Fahrwassern. Sie reagieren auf Veränderungen und passen ihre Geschäftsmodelle den Markterfordernissen an. Nur wie können aus schwerfälligen Tankern kleine mobile Einheiten entstehen? Das war ebenfalls eine zentrale Frage, mit der sich auf der BDEW-Leitveranstaltung „Smart Renewables 2017“ beschäftigt wurde.

Junge Unternehmen und Start-ups könnten hier eine Brückenfunktion übernehmen. Mit frischen Blick auf Märkte, neuen Ideen und Anwendungen von Technologien bringen sie Innovationen in den Markt sowie frischen Wind in die Branche. Sicher agieren etablierte Unternehmen aufgrund ihrer gewachsenen Organisationsstrukturen ganz anders. Doch auch für sie gilt es in Zukunft nicht nur den Blick zur Seite oder ins Innere des Unternehmens zu wagen, sondern vorwegzuschauen. Hierbei geht es längst nicht um das Vorhersagen von Zukunft. Es geht darum, Zukunftstrends rechtzeitig zu erkennen, um rechtzeitig auf Entwicklungen am Markt zu reagieren. Dazu braucht es wiederum Offenheit und Veränderungsbereitschaft.

Fazit: Fähigkeit zum Wandel wird zur Schlüsselkompetenz für Unternehmen

Was bedeutet es für Unternehmen, wenn der Wandel der Unternehmensumwelt zum beständigen Begleiter wird? Absehbar ist, dass es in Zukunft immer neue Technologien und Lösungen geben wird. Sie werden für einen kontinuierlichen Wandel in der Unternehmensumwelt sorgen. Das wiederum macht eine Anpassung der Geschäftsmodelle in immer kürzeren Abständen nötig. Ebenso heißt es sich auf verändernde Kundenwünsche und -erwartungen einzustellen.

Unternehmen der Energiewirtschaft sind also gefragt, sich ständig an die sich verändernden Marktgegebenheiten und Unternehmensumwelten anzupassen. Das bedeutet wiederum, dass die Fähigkeit zum Wandel zu einer Schlüsselkompetenz für Unternehmen wird. Auf Veränderungen zu reagieren gelingt umso besser, wenn Unternehmen der Energiewirtschaft Organisationsstrukturen und -kulturen haben, die ihnen Wandel ermöglichen.

Die Notwendigkeit für einen Unternehmenskulturwandel unterstrich auch Uli Huener, Leiter Innovationsmanagement, EnBW Energie Baden-Württemberg AG aus Stuttgart auf der „Smart Renewables 2017“. Entscheidend sei auf die Veränderungen am Energiemarkt vorbereitet zu sein, um darauf reagieren zu können. Somit müssen sich Unternehmen der Energiewirtschaft die Fähigkeit zum Unternehmenswandel aneignen. Das gelingt mit einer entsprechenden Veränderungsbereitschaft, die Wandel im Unternehmen zulässt. Den großen Vorteil, den Unternehmen daraus ziehen können, ist, dass Unternehmen sich zukunftsfähig aufstellen. Das wiederum sichert ihnen langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihren Unternehmenserfolg.

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Dr. Katja Reisswig

Freie Redakteurin und Gründerin des Online-Magazins Technewable.com - spezialisiert auf digitale Kommunikation und Themen rund um die grüne Wirtschaft mit Fokus auf grüne Technologien, Innovationen, Lösungen und Anwendungen. Ihr Themenportfolio umfasst: Energie, Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung & Transformation

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